UPS, WTF??? Oder: Die köstliche Odyssee

Von CrowdFarming habe ich euch ja schon öfter vorgeschwärmt. Die haben das beste reife Obst und Gemüse, das man sich innerhalb von Europa bestellen kann, mit besseren Bedingungen für die Produzent*innen. Eigentlich wollte ich mich dieses Jahr ein wenig zurückhalten, aber dann ging es doch nicht. Wir haben also eine Kiste Mangos bestellt.

Bestellt hatten wir die Mangos am 01.09., die Sendung wurde am 02.09. auf den Weg geschickt. Am 06.09. sollte sie ankommen. Das war ein Samstag, wie der Blick in den Kalender verrät, und ich war den ganzen Tag zuhause, weil ein Seminar geplant war.

Also war ich nur mittelmäßig überrascht, als am Freitag(!) ein Zettel im Briefkasten lag. UPS erzählte, sie hätten niemanden zuhause antreffen können – möglicherweise waren weder Mann noch Katzen in der Lage, die Tür zu öffnen – und würden es am nächsten Tag noch einmal probieren.

Soweit, so gut. Schließlich war der Samstag ja eh der geplante Liefertag. Ich saß also am Samstag und saß und saß und räumte ein bisschen auf und machte endlich mal meine Steuererklärung und saß ein wenig mehr, aber niemand klingelte. Irgendwann scannte ich also den QR-Code auf dem Liebesbrief von UPS und wurde zur Sendungsverfolgungsseite weitergeleitet:

„Yoah, wir kommen heute doch nicht. Wir kommen am Montag. Übrigens können Sie uns keine Abstellgenehmigung erteilen und auch keine Vollmacht ausstellen, denn wir hätten gern ein Autogramm.“

Mein erster WTF-Moment. Montags arbeite ich, und zwar im Büro. Was an diesen Mangos jetzt so wichtig ist, dass ich sie persönlich in Empfang nehmen muss? Keine Ahnung. Zugegeben, es sind sehr gute Mangos.

Natürlich gab es eine einfache Lösung für das Problem: Lassen wir die Mangos doch in den nächsten UPS-Paketshop (die heißen „Access Point“) umleiten. Die Website sagt, der ist 2,5 km entfernt, das müsste grob auf dem Weg von der Arbeit nach Hause liegen.

Pustekuchen! Nach Bestätigung zeigte mir UPS die Adresse des Access Points. Luftlinie sind es 2,5 km, ja, aber: Der Laden liegt auf der anderen Rheinseite, genau gegenüber von unserem kleinen Berg. Und da ich nicht fliegen kann, sind das mehr als 10 Kilometer Umweg.

Das war nicht die beste aller möglichen Welten, in der ich mich gerade befinde. Aber was will man machen? Es ging schließlich um Mangos! Die UPS-Sendungsverfolgung tat am Montag übrigens nicht, also schwang ich mich im Feierabendverkehr über die Rheinbrücke, durch einen Baustellenstau zum UPS Access Point.

Ratet, wo mein Paket nicht war. „Nee, das Paket gibt es nicht. Wirklich nicht. Oh, warte, das Paket gibt es doch, aber das ist noch im Zentrallager in Bonn. Das kommt morgen. Vielleicht.“

Zu diesem Zeitpunkt war ich etwas ungehalten, da konnte der Access-Point-Mitarbeiter jedoch nichts für. Unverrichteter Dinge nach Hause, eine Runde durch den Wald joggen und aus lauter Frust Kürbissirup kochen. (Zutaten für Mangosirup hatte ich ja nicht!!!)

Dienstag tat die UPS-Sendungsverfolgung. Und sie teilte mir mit: Der UPS-Fahrer konnte das Paket nicht am UPS Access Point zustellen, weil UPS nicht da war.

Während der Öffnungszeiten.

An einem Werktag.

Am fucking UPS Access Point.

Sie versuchen es am nächsten Werktag noch einmal.

Meine Kolleginnen, die dieses Drama verfolgten, schlossen Wetten darauf ab, was als nächstes passiert. Favorit: „Das Ende dieser Geschichte lesen wir in der Lokalzeitung, weil sie Amok läuft.“ Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Mittwoch hatte ich nach der Arbeit – ich bin eine Frau mit einem Leben, stellt euch das vor! – trotz allem ein kurzes Fenster, um noch einmal über den Rhein Richtung Süden zu fahren. Aber was sagt UPS? Letzte Aktualisierung der Sendungsverfolgung war um 03:59 h morgens. Danach Grillenzirpen. Stille. Nichts. Eine Steppenhexe(1) rollt durch das Internet.

(1) So heißen diese lustig herumwehenden trockenen Gebüschdingsies. Wirklich.

Eine Stunde vor Feierabend die Erlösung: IHR PAKET LIEGT IM UPS ACCESS POINT. HOLEN SIE ES GEFÄLLIGST ENDLICH AB. (Ich paraphrasiere.)

So richtig überzeugt war ich noch nicht, aber was sollte ich tun? Und tatsächlich, der Mensch im Shop hatte ein Paket für mich. „Ich war erst ganz überrascht, dass hier ein Paket ankommt. Aber das war ja gar nicht für mich.“ Ob der weiß, dass der für UPS arbeitet? So selten kann es doch nicht sein, dass Leute ihr Paket bei ihm abholen wollen. Wobei, nach dieser Erfahrung …

Trotz aller Verzögerungen sind die Mangos übrigens ganz wunderbar. Zum Glück haben wir nur eine kleine Kiste mit fünf Stück bestellt, die sind nämlich reif. Zwei sind schon verputzt, und als nächstes mache ich uns Mango-Lassis. Wollt ihr sie sehen?

Fünf wunderschöne reife rote Mangos in einer Pappkiste.

Dafür hat sich diese Odyssee doch mal gelohnt. Aber das nächste Mal, wenn mir jemand etwas mit UPS schicken will, bitte ich sie, das Zeug einfach mit einer Kanone grob in meine Richtung zu schießen.

Was Google KI aus „Zuflucht in Schattenfall“ macht

Screenshot: "ZUFLUCHT IN SCHATTENFALL" ist der Titel eines Buchs von Diandra Linnemann das am 10. Juli 2025 in BoD Buchshop erscheinen soll. Es handelt sich um den zweiten Band einer Serei, die im Genre Schience Fiction & Fantasy angesiedelt ist. Die Geschichte dreht sich um Rosalinda, die vor den Plänen ihrer Mutter flieht, aber unerwartet in Schattenfall, dem Dorf ihrer Erzfreinde, strandet. Das Buch hat 196 Seiten und ist auf Deutsch erhältlich.
Zusätzliche Informationen:
Genre: Science Fiction & Fantasy, Cozy Fantasy
Themen: Drache, Gestaltwandler, Hexe, Magie
Inhalt: Rosalidna flieht vor den Plänen ihrer Mutter und wird in Schattenfall, dem Dorf ihrer Erzfeinde, gefangen.
Erscheinungsdatum: 10. Juli 2025
Verlag: BoD - Books on Demand
Seitenzahl: 196
Sprache: Deutsch
Slagwote: Drche, Gestaltwandler, Hexe, Magie, Cozy Fantasy

Deswegen, meine Lieben, soll man der KI nichts glauben. Gar nichts. Niemals. Unter keinen Umständen. Wenigstens nicht, ohne gründlich zu recherchieren, was da behauptet wird. Und um Ernst – wenn man das eh alles nachschlagen muss, kann man auch direkt selbst recherchieren. Wozu ist KI noch gleich gut???

Wer von euch hat „Zuflucht in Schattenfall“ gelesen? Wie gut passt das da oben zu dem Buch? Ich sehe wenigstens einen Fehler und mehrere Ungenauigkeiten.

(Jetzt könnte man argumentieren, dass die KI natürlich nur weiß, was über das Buch im Netz steht. Aber mein Problem mit KI ist, dass von Fans getan wird, als spucke die KI unzerstörbare Wahrheiten aus, anstatt einfach nur aus Textstücken, die sie intellektuell nicht versteht, etwas Neues zu rülpsen.)

Ach, ich reg mich ja nur ein wenig auf. Man reiche mir einen Kaffee.

Erfolg = Murks?

Durch eine Diskussion auf Mastodon habe ich mich heute wieder an eine Theorie erinnert, die gerade in der deutschen Literaturszene (und ich verwende „Literatur“ hier bewusst weitgefasst) sehr beliebt und weitverbreitet ist:

Wenn ein Buch kommerziell erfolgreich ist, muss es Murks sein.

Da kann gar nichts Gutes drin stecken.

Und garantiert hat die schreibende Person diesen Schund nicht aus Überzeugung verfasst, sondern mit dem Hintergedanken des „Cash Grabs“ – ohne Gewissen viel Geld kassieren und das Produkt dem Markt überlassen.

Wenn ich mit Autor*innen aus anderen Kulturkreisen kommuniziere, begegnet mir dieser Gedanke seltener. Da werden kommerziell erfolgreiche Bücher eher gehyped und analysiert: Was lieben die Leser*innen an diesem Buch? Ist es inhaltlich gut oder war es vor allem das Marketing? Was hat die schreibende Person getan, um diesen Erfolg zu manifestieren? Wie hat das Buch seine Zielgruppe gefunden?

In anderen Ländern, bilde ich mir ein herauszuhören, ist kommerzieller Erfolg durch Kunst wesentlich weniger verpönt als in Deutschland.

In Deutschland kannst du eigentlich nur Künstler oder erfolgreich sein.

Dein Buch wurde in der Woche nach Veröffentlichung tausendmal gekauft? Du Betrüger*in! Warum hasst du die Kunst so sehr???

Ja gut, ich übertreibe. Aber irgendwie scheint in den Köpfen vieler Schreibender diese Idee festzuhängen, dass „gute Literatur“ etwas ist, das keinen kommerziellen Erfolg hat. Und das zieht einige problematische gedankliche Rattenschwänze nach sich.

Etwa die Annahme, dass die breite Masse keine gute Kunst erkennen könne, weil das alles ungebildete, grobschlächtige Banausen sind. Klar, das Dschungelcamp ist immer noch erschreckend erfolgreich, aber manche Leute können Trash und Entertainment und Kunst parallel genießen. Schließlich haben wir alle nicht nur eine Grundeinstellung. (Ich mag Theodor Storm und Schlefaz, verklagt mich.)

Oder die Annahme, dass Geld etwas Schlechtes sei, denn es gilt als mit der „wahren Kunst“ unvereinbar. Dabei kann ich mir wenig elenderes vorstellen, als unter prekären Umständen in kompletter Unsicherheit Kunst zu schaffen. Deswegen habe ich halt einen Brotjob (eigentlich ist es sogar ein Kuchenjob, ich lebe sehr angenehm), so kann ich mich beim Schreiben auf den Spaß-Aspekt konzentrieren.

Bei „guter Literatur“ gibt es dann übrigens noch Abstufungen, aber das nur als fixer Exkurs, weil ich mich nicht kurz fassen kann. Wenn Leute sich über mehrere Werke an ähnlichen Themen abarbeiten, ist das keine Kunst, sondern eine Masche. Wenn Leute Themen bearbeiten, die marginalisierte Gruppen betreffen, ist das eine Masche für die Quote (denk nur an das „Frauengedöns“). An der Spitze der „guten Literatur“ stehen vergeistigte privilegierte Autoren, die das Banale ins Philosophische erheben. Die wollen nicht unterhalten, sondern … ich weiß nicht, aber irgendwer soll den Driss dennoch lesen? Keine Ahnung, ich sitz hier nur und schreibe.

Anyway.

Insgeheim, denke ich, ist die Aussage „Meine Bücher sind eben zu originell/gut/literarisch anspruchsvoll/…, um kommerziell erfolgreich zu sein!“ auch eine Art von Selbstschutz. Die meisten von uns schreiben nicht so gut, wie sie gerne wollen. Viele scheitern, wenn sie großartige Ideen in großartige Bücher (Serien, Videospiele) verwandeln wollen. Irgendwo hakt es doch immer. Und wenn das Buch noch so toll ist, müssen wir uns danach mit Marketing auseinandersetzen, das ist wieder ein anderes Glücksferkel, von dem viele keine Ahnung haben – ich ja auch nicht. (Apropos, kauft meine Bücher!) Ich könnte mir also einreden, dass „Andrea die Lüsterne“ nur deswegen keinen Bestseller-Sticker hat, weil ich eben ZU GUT bin. ZU KREATIV. Ein ZU GENIALES literarisches Wunderkind. Oder das Buch ist eben gut und lustig mit Schwächen und einer eher kleinen Leserschaft, weil nicht jeder auf sexarmen Tentakelhumor steht.

(Ich prangere das übrigens an.)

Eigentlich möchten Leute, die so etwas sagen, den Spagat schaffen, ein einzigartiges, kauziges Originalbuch zu schaffen, dass auf wundersame Weise und ohne Markt- oder -Marketingkenntnis ein kommerzielles Meisterwerk wird. Wär mir ja auch ganz lieb. Das fällt aber in die Kategorie: „Ich will Prinzessin werden!“-Wunschdenken.

Eigentlich wünsche ich mir in erster Linie eine Welt, in der alle Leute genau die Kunst machen können, die sie machen wollen, ohne materielle Ängste im Rücken. Und dass diese Kunst dann genau die Leute findet, die sie brauchen.

Wahrscheinlich ist Prinzessin-Werden einfacher. ^^

Was für ein Müll!

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Du kennst doch die offiziellen Gelben Säcke? Die kann man nur mit einem Wort beschreiben:

GEFÜHLSECHT.

Folglich reißen die, wenn man sie nur ernst anschaut.

So gestern, als ich den Gelben Sack aus der Küche an die Straße stellen wollte für die Abholung. Wir haben so eine große Tonne, in die der Sack perfekt hineinpasst. Leider entwickelt sich manchmal Unterdruck, wenn man den Sack aus der Tonne zieht, weil nicht schnell genug Luft nachströmt. (Meistens dann, wenn man den Sack bis aufs Letzte vollgestopft hat, ich weiß.) Auf jeden Fall riss der Sack dann gestern.

Ich war schon in Sportsachen, denn ich war eigentlich aus erfreulichen Gründen auf dem Weg nach unten – zum Laufen. Meistens passt das Dienstags zwischen Büro und Sprechkurs1, wenn nichts außer der Reihe passiert, und ich bin wirklich ein erträglicherer Mensch, wenn ich laufe.

Wie dem auch sei, aus dem gerissenen Sack entleerte sich dann irgendeine Flüssigkeit und klebte Sack, Müll und das kurze Ende meiner Geduld in der Tonne fest. Umschütten war also nicht. Und so steckte ich mich selbst bis hinauf zur Schulter in den Verpackungsmüll, um das Zeug in einen neuen Sack zu verfrachten.

Ich hab vielleicht geflucht! Die Katzen kennen jetzt neue Schimpfwörter, soviel ist klar.

Die Aktion hat insgesamt eine gute halbe Stunde gedauert, inklusive ausgiebiger Armdusche und Ausspülen der Tonne, damit der nächste Sack nicht direkt wieder anklebt.

Laufen gegangen bin ich natürlich dennoch. Und der Frust hat sich auch gelohnt, ich war 10 Sekunden/Kilometer schneller als sonst dieses Jahr. Als Trainingsmethode würde ich „Müllklebe-Entsorgungsaktion“ jedoch nicht empfehlen. Nur fürs Kochen war keine Zeit, ehe ich in den Kurs musste. Haben wir halt notgedrungen gebratene Nudeln bestellt.

An die Menschen, die diese unpraktischen Säcke erfunden haben – und an die, die sie jedes Jahr noch einen halben Mikrometer dünner machen: Ich wünsche euch Juckreiz, den man in der Öffentlichkeit nicht kratzen kann!!!

  1. Im Sprechkurs habe ich für die Lesung beim Bücherbummel am Samstag, 07.06.2025, von 15:45 h bis 16:15 h aus „Zuflucht in Schattenfall“ lesen werde. Ich bin also vorbereitet! ↩︎

Von KI für KI mit KI wegen KI, weil KI

Heller Hintergrund. Im Zentrum der Oberkörper eines Spielzeugroboters, leicht retro, mit türkusfarbenem Körper und aufgedruckten Controls mit Zeigern und tasten. Er sieht irgendwie gestresst aus, ihm stehen die Haare (in Gestalt einer Spule) zu Berge.
Foto von Emilipothèse, gefunden auf Unsplash

Ich kriege tatsächlich nur Newsletter, die ich auch öffne und lese, da sortiere ich gründlich aus. Heute morgen kam ein Newsletter über Marketing, den find ich meist ganz spannend. Und es ging um eine neue große wilde Sache: KI. KI schreibt nämlich jetzt voll die krass guten Texte, da muss man kaum noch etwas selbst machen. Lass deinen Newsletter doch einfach KI-generieren (hier, mit diesem feinen Tool!).

Gleichzeitig arbeiten Leute an KI-Agenten, die deine Mails für dich lesen, das Unwichtige aussortieren und dir das Wichtige zusammenfassen.

Demnächst schreiben dann also KIs Mails, die von KIs gelesen (und wahrscheinlich aussortiert) werden.

Ich weiß ja nicht, ob das so wirklich der Sinn von Texten ist. Aber ich bin auch über 40, möglicherweise zählt meine Meinung da nicht.

Und ehe jemand mit den Augen rollt: Ich finde KI nicht per se schlecht. Nur verstehe ich nicht, warum man die spannenden, kreativen Dinge, mit denen man Verbindung zu anderen Menschen herstellt, an eine Maschine auslagern will. (Soll ja schon Leute geben, die echte Freunde durch KI ersetzen wollen. ICH BIN ALT!!!)

Off-Topic: Vor ein paar Tagen erst habe ich mehrere Screenshots von Romanausschnitten gesehen, die Leute mit KI überarbeitet hatten – und dann hatten sie vergessen, die Prompts resp. den promptresponsiven Teil der KI-Antwort aus dem Manuskript zu löschen, und niemand hat je wieder drübergelesen.

Schnuppi. Wenn dein eigenes Buch dich so wenig interessiert, dass du den finalen Text liest, warum sollte irgendwer sonst sich dafür interessieren?

Alles, was anstrengend ist, soll jetzt also an KI ausgelagert werden. Einen interessanten Text zu schreiben. Texte zu verbessern. Aufsätze über Schulthemen zu schreiben (und natürlich vorher alles zu recherchieren, wozu soll man da noch das eigene Gehirn für verwenden???). Buchcover zu generieren. Illustrationen anzufertigen. Fotos für Artikel zu erstellen. Und so weiter und so fort. Sobald nur ein Minimü kreativer Anstrengung gefragt ist, greifen Leute zur KI.

Ich glaube NICHT, dass das das Leben besser macht. Wenigstens nicht für mein Leben. Ich mag die Herausforderungen und die Verbindung. Ich schreibe gern Texte und überarbeite sie und scheitere dabei an meinen eigenen Ansprüchen, lese die dann möglichst gut (aber nicht perfekt) vor und schreibe viel zu selten Newsletter, in denen ich die Hälfte vergesse. Buchcover kann ich immer noch nicht, aber die macht mir dann eben ein andere Mensch und nicht die Maschine. Meine Fotos sind schief und meist nicht einmal mit Filtern nachbearbeitet. Gut, andererseits häkle ich ja auch mit großem Aufwand Dinge, die man für einen Zehner aus einer südostasiatischen Sweatshop-Massenfabrik kaufen kann. Vielleicht bin ich aus der Art geschlagen. ^^

Wohin wollte ich mit dem Rant? Keine Ahnung. Vielleicht kann eine KI mir das – ach nee, lieber nicht. Da zieh ich doch natürliche Verwirrung jederzeit vor.

Die hupende Männlichkeit

CN: Fatshaming, Beleidigung

Wenn das Wetter es zulässt, fahre ich ja gern mit dem Rad. Und weil wir auf einem Berg wohnen, schiebe ich gegen Ende des Heimweges öfter mal ein Stück. So auch neulich Abend, nach einem langen Tag, es wurde allmählich dunkel.

Gelegentlich fahren auf dieser Straße auch Autos. Das ist kein Problem, der Geh-/Radweg ist baulich getrennt. An dem Abend kam von hinten ein weißer Audi mit Kennzeichen aus dem Umland, die Scheibe heruntergelassen, Uffzta-Musik auf den Lautsprechern. Und ich wusste schon, was da kommt.

„Schön weiterschieben, Fetti!“ Dreimal auf die Hupe drücken, Gelächter, aufbrüllender Motor und Abgang.

Ich bin ja nicht schüchtern, brülle also „FICK DICH!!!“ und schiebe weiter.

Ein paar Minuten später kommt mir dieses Auto entgegen. Selber Programm. Diesmal sehe ich den Fahrer. Er ist maximal zwanzig, blond, trägt ein Polohemd. Für ihn ist das ein Riesenspaß. Ich meine, klar. Der ultimative Beweis seiner Überlegenheit: Eine fremde Frau anpöbeln, die vom Alter her seine Mutter sein könnte. Da werden seine Freunde ihn für bewundern. Wenn er danach nicht direkt zum Alpha-Schrömpel aufsteigt, weiß ich auch nicht.

Im Ernst, ich kann diese pöbelnden Kinder auf der Suche nach der verlorenen Männlichkeit nicht ernstnehmen. Schnuppi, du hast gerade mal einen halben Bart, und der sieht aus, als sei eine Raupe auf deinem Gesicht verendet. Willst du nicht lieber erst ein wenig über die Welt lernen und dir vielleicht einen eigenen Wagen verdienen, anstatt aus Papis (oder Mamis) Leasinglimousine heraus schlechtes Benehmen über die Landschaft zu verbreiten?

Das war nicht meine Buchmesse!

Krass, wie viel Mühe sich so eine vergleichsweise gemütliche Stadt wie Leipzig macht – veranstaltet gleich zwei parallele Buchmessen! Anders kann ich mir nicht erklären, wie sehr sich die Einschätzung von Herrn Otte von meinem Erleben unterscheidet.

Gehen wir das eben der Reihe nach durch.

Überfüllung und Stress am Eingang – ja, irgendwie schon. Bereits um neun (die Messe öffnet erst um zehn) waren die Schlangen an den Eingängen wirklich beeindruckend. Fand ich einerseits schon lästig, andererseits: Hurra, so viele Leute interessieren sich für Bücher! Wenn so viele Leute in die Hallen wollen, wird es natürlich auch voll. Zeitweise war der Zugang zu einigen Hallen beschränkt, damit es eben nicht zu voll wird. Für introvertierte Hamsterbacken wie mich ist das natürlich nicht einfach, aber mehr als üblich hätte ich darüber jetzt nicht gejammert. Es ist halt Messe. Es wird voll.

Rosa Kunstblumen – gut, wo ist das Problem? Die Ausstellenden haben sich um eine angenehme Atmosphäre bemüht. Kann man schlecht finden, aber … warum? Oder ist das Problem, dass die Kunstblumen rosa waren? Ich bin verwirrt.

Verpasste Termine – ja, davon hab ich gehört. Vielleicht kann man die Messe davon überzeugen, zulaufstarke Termine ab dem kommenden Jahr erst eine halbe (oder ganze) Stunde nach Messebeginn zu legen? Ich meine, das ist ja ein Problem, dass sich einfach lösen ließe, wenn etwa das komplette Programm erst um 10:30 h beginnt und die großen Zugpferde auf die Zeit ab elf (oder zwölf) verlegt werden. Ich stelle es mir schwierig vor, so viele Programmpunkte zu koordinieren, aber gewiss lässt sich da etwas verbessern.

Cosplay – vorhanden, auch reichlich. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Mühe sich diese Leute mit ihren Kostümen geben. Also, ich könnte das nicht. Warum Herr Otte das jetzt unbedingt so hart sexualisieren muss, weiß ich nicht. Vielleicht Prägung? Möglicherweise ist er gewohnt, dass jede Schulter und jedes Knie, womöglich gar der Bauchnabel, exklusiv zur Erbauung der männlichen Zuschauer entblößt wird. Das ist aber ein „Ihm-sein-Problem“, keines der Allgemeinheit. (Von einer „Mehrheit“ kann man übrigens kaum sprechen. In den Hallen Drei und Fünf, wo ich die meiste Zeit über war, waren vielleicht 10 % der Besucher*innen aufwändig kostümiert. Ich vermute, dass Herr Otte eine gewisse Matheschwäche hat. Oder er war nur in Halle Eins, da sah es natürlich anders aus.)

Ein Mangel an rechten Verlagen – hurra! Endlich Ruhe vor dem braunen Gesocks! Oder etwa nicht? Einige wenige konnte man auf der Messe erspähen mit ihrer üblichen Rhetorik („Die Woken starten die nächste Buchverbrennung!“##), aber insgesamt war es erstaunlich friedlich. Klar, Diskussionen und Streit gehören zum Alltag, aber: Will man wirklich mit Leuten diskutieren, deren Ideologie klar menschenverachtend und demokratiefeindlich ist? Also, ich nicht unbedingt. Muss jede*r selbst wissen. Angeblich soll es in Halle eine rechte Gegen-Buchmesse geben, da kann Herr Otte sich ja hinstellen und eine friedliche Diskussion unter zivilisierten Leuten abhalten. Ich bin gespannt, wie das ausgeht.

Kuscheln bei Podiumsdiskussionen – dazu kann ich nicht viel sagen, ich habe mir kaum Programmpunkte angeschaut. Möglich, dass es zu harmonisch zuging. Aber es ist ja durchaus möglich, im nächsten Jahr reibungsfähigere Programmpunkte anzumelden: „Buchboxen bis zum Blackout“ oder „Verlagskeilerei de luxe“? Bitte ja!

Romantasy und Co – erstens kann man das alles nicht in einen Topf werfen. Zweitens finde ich die genannten Genres („Romance oder Dark Romance, Romantasy oder New Adult“) selbst nicht soooo prickelnd, doch weißte was? ICH LES DIE EINFACH NICHT. „Softporno im Buchformat“, schön und gut. Erinnert mich hart an die laufende Kritik an Romance Novels, die seien ja nur „female wish fullfilment“ – und all die auf das männliche Publikum ausgerichteten Western, Thriller, … nicht? Ob man sich jetzt mit dem ultimativen Fighting Champion mit Waffenschein identifiziert oder mit der wunderhübschen Bäckerin, die den Witwer um den Finger wickelt, ist doch letzten Endes schnuppe. Ist möglicherweise keine hochwertige Literatur, aber Lesen darf auch schon einfach nur mal Spaß machen.

Alles in allem also: Pusteblume. Es steht allen Besuchenden frei, sich die Messe so schön und harmonisch oder kontrovers und aufregend zu machen, wie sie wollen. Ich finde es gar nicht schlimm, mal vier Tage mit Leuten friedlich-angeregt über Bücher, den Markt und Buchideen zu reden. Streiten können wir das ganze restliche Jahr über immer noch.

Und wer zieht mit mir jetzt das Buchboxen auf?

##Buchverbrennung? Bitte was? Denk doch mal einer an den CO2-Ausstoß! Bücher werden gefälligst kompostiert. Oder geschreddert und als Füllung für vegane Schnitzelalternative verwendet. Tsk!

Zur Glaubwürdigkeit des WDR

Wusstest du, dass der WDR seeeehr um seine Glaubwürdigkeit besorgt ist? Ja, so hab ich auch geguckt. Und weil ich mich für extrem lustig halte, habe ich das natürlich mit einem Leserinnenbrief quittiert, den ich dir nicht vorenthalten möchte.

Liebes WDR-Team, sehr geehrte Frau Vernau,

um die Glaubwürdigkeit des WDR zu erhöhen, finde ich, Sie sollten auch meine Meinung zu verschiedenen politischen Themen abbilden. Zwar hat mich niemand gewählt, aber ich bin eine genau so absurde politische Randerscheinung wie die AfD (und viel weniger menschenfeindlich). Also:

Ich fordere ein Verbot hässlicher Hüte.

Alleinstehenden Frauen ab 30 sollten gratis Katzenbezugsscheine zugeteilt werden.

Für eine Waldspaziergangspflicht (und wer seinen verdammten Müll nicht mitnimmt, wird mit dem Kopf in die Wildsausuhle getunkt).

Ihr Publikum wartet sicher schon angespannt auf diese und weitere Weltgedanken, die ich Ihnen nur zu gerne zukommen lasse.


Okay, und jetzt im Ernst? Ich dachte, es ist inzwischen klar, dass wir nicht mit Demokratiefeinden und Faschisten spielen. Das kann doch nicht so schwer sein. Lassen Sie bitte die AfD aus Ihren Gesprächsrunden und Meinungsbildern raus … oder ordnen Sie sie wenigstens deutlich als die Flitzpiepen ein, die sie sind.

Mit freundlichem Gruß
Diandra Linnemann

Welche politischen Forderungen möchtest du vom WDR veröffentlicht sehen?

’ships passing in the night …

(Geduldet euch, ich bin krank und rede wirres Zeug.)

Seit ich mich von FB, Twitter, Insta, Threads etc. fernhalte, brauche ich ja neue Prokrastinationshilfen. Eine davon ist Tumblr. Ja, gibt es noch. Macht auch Spaß. Aber mir ist da (unter anderem in FanFiction-Bereich) etwas Merkwürdiges aufgefallen.

Ehe jemand motzt: Kein Shaming welcher Art auch immer! Tut mit euren FanFictions, was auch immer ihr wollt!

Jedenfalls hab ich das auch schon vorher erlebt, etwa rund um den „Captain Marvel“-Film seinerzeit.

Wovon redet die Frau?

Also. Äh. Genau.

Wenn zwei Figuren in einer Serie/Film/… eine enge freundschaftliche Beziehung haben, gehen viele Personen offenbar direkt davon aus, dass da eigentlich eine romantische Beziehung stattfindet. Und ich gucke mir das seit einer Weile an und frage mich: Was für Freundschaften habt ihr, dass Nähe von eurem Gehirn automatisch mit „Romantik“ übersetzt wird?

Egal of Dr. House und Wilson oder eben bei Captain Marvel … – direkt referenziert habe ich das vor ein paar Tagen erst in der Serie „Psych“ gesehen (zwei seit langem befreundete junge Männer führen gemeinsam eine angeblich übersinnlich agierende Detektei – kein großes Kino, aber auch nicht ganz schlimm). Dort wird sogar in der Serie immer wieder von weiteren Figuren darauf angespielt, die beiden wären doch bestimmt ein Paar und es sei doch gar nicht schlimm, sie müssten nur zueinander stehen und bla.

(Der Beziehungsstatus von Dritten geht mich gar nichts an, das einmal ganz am Rande, aber darum geht es gerade nicht.)

Leute, die jede Vertrautheit direkt in einem romantischen Kontext lesen: Haben die keine guten Freunde? Niemanden, den man im eigenen Bett übernachten lassen würde? Niemanden, für den man in der Nacht durch den Sturm fahren würde, wenn die andere Person an einer Haltestelle gestrandet ist und kein Zug mehr fährt? Niemanden, mit dem man eine Vergangenheit hat UND eine Zukunft plant? Niemanden, dessen Schrullen einen auf die Palme bringen, ohne den man jedoch nicht leben wollte?

So merkwürdig kann das doch nicht sein.

Ich meine, wen rufen die mitten in der Nacht an, wenn es eine Katastrophe gibt?

Also ja, im Ernst. Ich mache mir Sorgen um die Freundschaftskultur mancher Leute. Oder wenigstens darum, wie Freundschaften dargestellt und rezipiert werden. Sucht euch gefälligste Gleichgesinnte, denen ihr vertrauen könnt, und lasst mehr Nähe zu!

(Das alles von einer Frau, die mit Hingabe tage- und wochenlang mit niemandem redet, Sprachnachrichten als unhöflich empfindet und sich schon auf den Moment freut, wenn sie endlich in ihr Häuschen im Sumpf ziehen kann.)

Wie mich Kleber sozial radikalisiert hat

Auf einem aufgeschlagenen Buch liegt ein Lesezeichen aus dunkelblauem Tonkarton. Aufgeklebt ist eine hellblaue Feder mit vielen kleinen Details. Am oberen Ende des Lesezeichens gibt es ein Bändchen aus blauer Wolle.
Ein Lesezeichen für die „13 mit Feder“. Ist es nicht schön?

Am Wochenende wurde ich durch Klebstoff radikalisiert. Es war ein Versehen.

Möglicherweise hatte ich es noch nicht erwähnt, aber ich bin unter anderem mit dem Autor*innenzusammenschluss 13 mit Feder auf der Leipziger Buchmesse. Und da ich unglaublich enthusiastisch und schlecht mit Zeitmanagement bin, habe ich angeboten, als kleines Goodie Lesezeichen zu basteln. Ich hab nämlich so eine Präge- und Stanzmaschine zuhause und zufälligerweise auch Feder-Schablonen, das passt ganz hevorragend.

Wer mich nicht kennt, dem sei gesagt: Ich bin nicht gut im Basteln. Das wurde mir schon in der Grundschule bestätigt. Beispielsweise hatten meine Werkstücke immer sichtbare Kleberspuren. Gab natürlich schlechte Noten. Tja, dachte ich mir, das findest du jetzt wohl schnell raus, wie man Kleberspuren vermeidet. (Wie gesagt: Enthusiastisch und schlecht mit Zeitmanagement.)

Weißt du, wie man die vermeidet?

Man kauft den GUTEN Kleber. Den teuren, den meine Eltern sich nie leisten konnten. Nicht den für (damals noch) DM 0,99 für die 200 ml-Flasche aus dem Discounter, sondern den für (aktuell) € 6,99 für 50 ml. Ich wollte den einfach mal ausprobieren, und soooo viel Klebstoff brauche ich ja gar nicht. Um ehrlich zu sein, ich war überzeugt, mit dem höheren Preis kauft man in erster Linie ein Marken-Etikett.

Siehst du auf dem Foto oben, ob ich gekleckst habe? Nee, siehste nicht. Und ich schwöre, ich hab gekleckst. Nicht viel, ich war ja vorsichtig. Aber der verdammte teure Kleber, den meine Eltern sich nicht leisten konnten, trocknet tatsächlich einfach unsichtbar. WTF??

Na gut, eine Kunst- oder Werken-Note in der Grundschule ist nicht direkt weltbewegend, wenn man es auf das ganze Leben umrechnet. Trotzdem bin ich empört. Diese Ungerechtigkeit! Meine Mitschüler*innen waren gar nicht alle ordentlicher und sorgfältiger und besser im Basteln als ich – wenigstens nicht alle. Einige von ihnen hatten wahrscheinlich einfach den guten Kleber. Wer also, grob überschlagen, das vierfache (minus Inflation etc., umgerechnet auf den Literpreis) für Klebstoff zahlen kann, kauft sich damit einen Notenvorteil.

Außerdem wissen wir, dass das nicht beim Klebstoff Halt macht. In der Oberstufe hatte ich einen Mitschüler, der einfach in jedem einzelnen verdammten Fach wöchentlich Nachhilfe bekommen hat. Bis zum Abi. Wie teuer ist Nachhilfe aktuell? Sagen wir, der Einfachheit halber, 20 Euro/Stunde? Und wie viele Fächer hat man in der Oberstufe noch? Das Internet behauptet, es seien 12. Variiert wahrscheinlich von Bundesland zu Bundesland. Ich rechne mal großzügig zwei ab, Sport und Kunst. Und behaupten wir, es gibt noch zwei Fächer, die der Schüler vielleicht auch ohne Nachhilfe stemmt. Bleiben noch acht Stunden Nachhilfe pro Woche, à 20 Euro. Also 160 Euro pro Woche – für ein Kind. (Wir waren drei Kinder zuhause.) Wer sich das leisten kann, kriegt auch ein weniger schulisch begnadetes Kind durchs Abi. (Disclaimer: Der Schüler hatte keinen Einser-Schnitt. Auch keinen Zweier-Schnitt. Aber wer schaut, wenn du erst einmal erwachsen und im Beruf angekommen bist, jemals wieder auf die Abi-Note?)

Und so hat mich ein freiwilliges Bastelprojekt für die Leipziger Buchmesse noch ein wenig stärker radikalisiert.

Die kleberspurenfreien Lesezeichen gibt es auf der LBM übrigens am Stand E304 in Halle 5, etwa beim Buchkauf. Ein paar von meinen Büchern sind auch dort.