Es hätte ja so schön sein können. Egal, wie zerstritten und garstig gegeneinander giftend die deutschen Parteien, in einem sind sie sich einig: Niemand spielt mit den Nazis.
Bis gestern.

Jetzt sind Autor*innen (und Künstler*innen generell) ja durchaus politisch motivierte, freidenkende und streitbare Geschöpfe. Innerhalb weniger Tage hat sich jetzt allerdings, in Reaktion auf all die absurden Dinge, die in der Politik und in der Welt aktuell geschehen, ein Zusammenschluss gefunden: Die Autor*innen gegen Rechts. Egal, was wir uns sonst so denken: Darauf können wir uns einigen.
Jetzt mag man anmerken, nur „gegen“ etwas zu sein, sei noch keine Haltung, doch ich werfe ein: „Kein Rosenkohl“ ist eine genau so valide Haltung wie „keine Nazis“. Ob wir stattdessen eine Basisdemokratie haben wollen, das Königreich der Drachen oder doch lieber ein Matriarchat zur Anbetung des großen Hummergottes, darüber können wir später streiten. Wenn gerade nicht deutsche Politiker*innen mit Kanzlerschaftsanspruch mit der AfD gemeinsam Mehrheiten ergaunern (ich sehe Sie an, Herrn Merz!), Gewalttaten nur zur politischen Stimmungsmache ausgeschlachtet werden und Gedenkveranstaltungen zu den Gräueltaten der 30er und 40er Jahre von irgendwelchen Blitzbirnen gestört werden, für die „nie wieder ist jetzt“ nur gilt, wenn sie über ihre eigene Reflektionsfähigkeit nachdenken sollen – haben wir noch nie gemacht, fangen wir jetzt nicht mit an.
Einige denken jetzt vielleicht: Toll, da stellt sich eine hin und schreibt was, interessiert doch keinen. Möglicherweise ist das wahr. Ich erwarte jedoch, dass sich ganz viele hinstellen und Dinge schreiben, malen, sagen, dichten, herausbrüllen, … – und dass diese einzelnen Handlungen einen kumulativen Effekt entwickeln. Wenn du also kannst: Geh zu Demos. Schreib deinen Abgeordneten. Schreib der CDU im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Schreib Blog Posts, SoMe-Beiträge und Forenrants. Positionier dich öffentlich. Sprich mit deinen Mitmenschen – sonst wachst du in nicht allzu ferner Zukunft auf und hast sehr viel weniger von denen, und die alle in der gleichen langweiligen Geschmacksrichtung.
Und sag jetzt nicht, ich sei eine Schwarzseherin. Wir haben all den Käse vor nicht einmal hundert Jahren schon gehabt. Wir sehen in anderen Staaten, wie es ausgeht, wenn faschistische Kräfte plötzlich „Verantwortung“ übernehmen. Das können und (hoffentlich) wollen wir uns nicht noch einmal erlauben.
Genug gerantet. Demnächst wieder Katzen und Blümchen und Zeug.
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Gegen Rechts heißt doch auch, für etwas zu sein:
Für Toleranz, für ein Miteinander, für Menschlichkeit, für eine gesunde, intakte Gesellschaft.
Von daher …
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Definitiv. Aber wie wir die Zeit nach den Nazis gestalten wollen, darüber könnte man jetzt schon viel theoretisieren, und ich möchte mir das lieber aufheben für wenn der Faschismus weg ist und wir uns langweilen. ^^
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