Gute alte Zeit (oder: Der Wilde Westen des Internet)

Teilaufnahme - man sieht den Hintern eines überwiegend weißen Wasservogels mit roten Füßen, der gerade von einer steinernen Oberfläche abhebt.
Foto von Ben Wicks, gefunden auf Unsplash.

Twitter hat es vorgemacht, und gewisse andere SoMe-Seiten (*HUST* Meta *HUST) stellen sich gerade vergleichbar ungeschickt an – manchmal ändert sich innerhalb kurzer Zeit die digitale Landschaft so sehr, dass man sich zweimal überlegt, ob man nicht weiterzieht. Wie der poor lonesome cowboy, der in den Sonnenuntergang reitet, anstatt sich weiter über das piefige rassistische Nazi-Zombie-Höllenloch zu ärgern, in das manche Leute ihre Plattform offenbar gern verwandeln möchten. Aus aktuellem Anlass habe ich also darüber nachgedacht, wie man früher(TM) im Internet Informationen gefunden, sich vernetzt und Freunde gefunden hat. Einige von euch Küken wissen da ja gar nix mehr von.

Mein liebster Spielplatz waren Foren. Heute gibt es beispielsweise Discord, das hat eine ähnliche Funktionsweise. Man meldet sich in einem Space an, der sich einem bestimmten Themengebiet widmet, und kann dort mit Leuten diskutieren und quatschen und Privatnachrichten austauchen und so. Das Problem mit Foren war, dass man sie erst einmal finden musste. Und dann gab es zu manchen Themen hunderte, aber viele waren klein oder tot oder voller merkwürdiger Gestalten. Man hat sich also sehr, sehr gut ausgesucht, wo man sich angemeldet hat.

Blogs und Websites – hab ich ja, siehst du hier, daran merkt man, wie alt ich bin. Der Vorteil ist, dass es für Außenstehende schwierig (nicht unmöglich) ist, dir deine eigene Website abzuschalten. Nachteil: Leute müssen deine Plattform erst einmal finden, und dann muss man sie dazu bringen, zu interagieren. Für den Vernetzungsaspekt gab es manchmal „Blogstöckchen“ oder ähnliche Events, bei denen viele Leute zum gleichen Thema gebloggt oder den gleichen Fragebogen ausgefüllt und weitergereicht haben. Quasi Kettenbriefe zum Anklicken, kann aber Spaß machen. Und wer Blogs folgen wollte, hat sie sich in Blog Readers organisiert (The Old Reader gibt es z. B. noch, den verwende ich auch viel zu selten.)

Chatrooms – hab ich nur am Rand verwendet, war mir zu flüchtig und zu oberflächlich. Andere Leute haben da bessere Erfahrungen mit gemacht. Gerüchten zufolge konnte man dort ganze Nächte verbrennen, will ich gar nicht verurteilen.

Dann gab es noch so Kontaktseiten, auf denen man Anzeigen posten konnte, wenn man Leute zu bestimmten Themen kennenlernen wollte. Hab ich nie verwendet, aber durchaus gelegentlich gesehen. Ob das funktioniert hat, weiß ich nicht.

Und ja, das ist der Vorteil von Social Media, deswegen war das so erfolgreich – anstatt sich alles mühsam zusammensuchen zu müssen, hatte man plötzlich alles in einem Feed und konnte gemütlich dran entlang scrollen. Das ist natürlich maximal praktisch – für private Anwender und für Künstler*innen und Betriebe, die ihr Zeug unter die Leute bringen wollen, wie ich mit meinen Büchern. Aber wir haben vor SoMe gelebt, wir werden nach SoMe leben. Bestimmt haben geniale Köpfe gerade jetzt ganz neue Ideen dazu, wie man sich online austauschen und vernetzen kann. Ist nicht mein Spezialgebiet.

Welche prähistorische digitale Vernetzungsmöglichkeit möchtest du zurückbringen? An welche hast du schöne oder weniger schöne Erinnerungen?


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2 Gedanken zu “Gute alte Zeit (oder: Der Wilde Westen des Internet)

  1. Ich bin ja tatsächlich auch so ein Relikt und liebe Foren und Blogs – meinen versuche ich ja auch so zu füllen, dass sich vielleicht mal jemand hin verirrt.Aber du hast recht … bei denen musste man sich selbst auf die Suche begeben, aber bei Instagram und Co. kriegst du es vorgesetzt. Zeitgemäß halt. Und tja, was man davon halten soll? :-/

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  2. Pingback: Der Blog: Ein Wiederbelebungsversuch | Sameena Jehanzeb

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