Autos! Solidarisiert euch mit den Fahrrädern!

Heute morgen auf dem Weg ins Büro hatte ich eine Begegnung der anderen Art.

Ich war mit dem Rad unterwegs – die letzten schönen Tage ausnutzen, du weißt schon. Und auf diesem Weg kam ich an eine Stelle, an der eine Autofahrerin mit ihrem Wagen, in einer Straßeneinmündung stehend, dne Radweg blockierte.

Logischerweise hielt ich an.

Sie ließ ihr Fenster herunter und rief: „Entschuldigen Sie, die Stelle ist sehr unübersichtlich. Vielen Dank, dass Sie warten!“

Ich antwortete: „Kein Ding, hier kann man wirklich schlecht gucken.“

Dann wünschten wir einander einen schönen Tag. Ihr bot sich eine Lücke, sie fuhr, ich fuhr.

Dieser Austausch hat vielleicht eine Minute gedauert. Jetzt war ich heute nicht besonders spät dran, aber sogar wenn doch – genau diese Art Austausch wünsche ich mir im Straßenverkehr. Konstruktiv, respektvoll und miteinander statt gegeneinander. Oder wie es so schön auf die Wege zwischen den Feldern auf der anderen Seite des Walds aufgebracht ist: „Rücksicht macht Wege breit.“

Ehe mich jemand missversteht – ich fahre gern Auto, ich fahre gern schnell (oder würde, wenn unser Auto mich ließe) und ich schimpfe wie ein Rohrspatz. Aber ich versuch schon hart, niemanden zu töten, wenn ich unterwegs bin. Für mich ist Straßenverkehr wie ein Gesellschaftsspiel: Wir gewinnen, wenn alle heil ankommen.

Auf dem Rad seh ich das natürlich ähnlich, wobei ich da in erster Linie nicht selbst sterben möchte. Und keine Fußgänger*innen umdengeln, oder kleine Tiere. Dazu gehören auch Strategien, die ein leichtfertiges Überholen unwahrscheinlich machen – zum Beispiel fahre ich in kurzen Engstellen, in denen der Mindestabstand eh nicht eingehalten werden kann, NICHT so dicht wie möglich am Rand. Da müssen eventuelle Autos hinter mir eben warten. In langen Engstellen halte ich natürlich und mach Platz, ehe sich der Verkehr hinter mir zu lange staut.

Gut, manche Autofahrer*innen regt das auf. Ich bin mit Aufblendlicht, Hupe und Schimpfwörtern wohlvertraut. Dabei ist jede Person auf dem Fahrrad eine weniger, mit der man um Parkplätze konkurriert, und eine Person weniger an der Ampel vor einem. Da kann man die 30 Sekunden Langsamfahren ruhig mal in Kauf nehmen. Finde ich. Also, rein subjektiv.

Und wer nicht warten möchte (oder kann)? Sollte sich am besten für sichere, baulich getrennte Radwege stark machen. Dann kann man auf der Straße heizen, was die PS einen heizen lassen (und die Straßenverkehrsordnung und die Polizei), und die Fahrräder bleiben schön unter sich. Das wär mir, ehrlich gesagt, auch lieber.

Aber ich bin ja nur so eine merkwürdige alte Frau mit Tentakeln auf dem Helm. Was weiß die schon?


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