Marketing und Ehrlichkeit und so

Eigentlich ist es ja lustig – alle Experten erzählen, gutes Marketing sei Storytelling. Und gerade damit tu ich mich als Autorin schwer. Vielleicht habe ich noch nicht so ganz verstanden, was damit eigentlich gemeint ist, gut möglich.

Was ich aktuell viel sehe: Marketing-„Hacks“ (auch bekannt als „Trick 17“), mit denen auf einfache Art in Sociel Media viel Interaktion generiert werden soll. Beispielsweise schreiben Autor*innen aktuell auf Threads über ihr Buch und tun so, als beschrieben sie eine reale Lebenssituation:

Meine beste Freundin versucht, mit meinen Mann wegzunehmen. Dafür hat sie sogar mein Haus angezündet, während ich drin war. Soll ich ihr sagen, dass er sie gar nicht leiden kann?

Und im ersten Kommentar unter dem Post:

Lies, wie Klarabella Schnabumsepüdel aus der magischen Welt Kraichleaoichn-Oberfröpsel mit dieser Situation umgeht! [LINK]

Weißt du was? Ich hasse so etwas. Und es ist mir völlig egal, ob das gelungenes Storytelling ist oder nicht. Indem so getan wird, als gehe es um einen realen Vorfall und nicht um eine ausgedachte Geschichte, werden Klicks generiert – denn Leute in SoMe interessieren sich natürlich für die echten Leben echter Personen, sonst wären sie ja nicht da. Ob diese Klicks tatsächlich zu Buchverkäufen führen, da bin ich überfragt. Mich nervt es einfach nur. Das ist wie Klingelmännchen in digital.

Und gut, es ist schwierig. Man soll „authentisch“ sein und gleichzeitig das Gefühl vermitteln, das man beim Lesen der beworbenen Bücher verspürt. Aus seinem Leben erzählen, ohne langweilig zu wirken. Sich nicht ständig wiederholen. Bedenken, dass alle Leute angeblich nach den gleichen Mustern funktionieren – und dann diese Muster mit Werbung bedienen, die komplett total ganz anders ist als alle andere Werbung von allen anderen Autor*innen, die genau die gleichen Marketing-Artikel und -Bücher gelesen haben wie man selbst.

Vielleicht hast du schon gemerkt: Marketing beschäftigt mich seit einer Weile, ich schreib da gerade viel drüber. Marketing ist nämlich wichtig, um Bücher zu verkaufen, und niemand versteht, wie Lesende eigentlich wirklich tatsächlich am Ende des Tages Entscheidungen treffen. Wobei mir diese Gedanken nicht helfen: Beim Schreiben.

Beim Schreiben will ich in meiner Geschichte stecken und höchstens überlegen, wie ich meinen Leser*innen das Herz zertrample, ohne sie zu verschrecken. Ich will nicht darüber nachdenken, ob diese Kurzgeschichte meinen Stil gut repräsentiert oder das Buch zum geplanten Cover passt, ich will nicht unbewusst schon auf Teaser und Schnipsel schielen.

Und wenn die Zeit knapp ist, so wie im Moment, will ich mich nicht zwischen Schreiben und Marketing entscheiden müssen, dann tu ich nämlich nichts von allem so richtig und sitze auf einem Haufen halbfertiger Ideenknödel und angebrochener Enthusiasmen.

Was mache ich also stattdessen? Bloggen. Schimpfen, jammern, beobachten, nachdenken, verdrängen. Am Samstag werfe ich mich ein weiteres Mal über einen Hinderniskurs, und danach geht es mit Volldampf im Manuskript weiter. Aber erst einmal ist Kurzgeschichtendeadline. Und wie unsere Wohnung aussieht, wollt ihr gar nicht wissen.

(Ist das ungefähr das Gefühl, das meine Bücher bei dir auslösen? Etwas snarky, ziemlich chaotisch und mit der einen oder anderen überraschenden Wendung, während eigentlich nichts passiert – oder falls doch, dann auf jeden Fall off-screen? Falls ja, mache ich meine Sache vielleicht gar nicht so schlecht.)


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