Freitag nach der Arbeit wollte ich es ganz ruhig angehen lassen – schließlich steht die LBM vor der Tür, und ich bin keine junge Hüpferin mehr. Mein Fuß macht mir aktuell ein wenig Sorgen, der tut wieder aus exotischen Gründen weh, wenn ich laufe. Also humple ich. Aber, dachte ich mir, eine winzige Kleinigkeit könnte ich doch schnell erledigen: Das neue Katzennetz aufhängen. Das war nämlich schon eingerissen und mit Kabelbindern „repariert“. (Eine Freundin und ich haben überlegt, ob es jetzt mehr oder weniger Löcher hätte als vorher, auf jeden Fall war es die falsche Zahl.)
Um das alte Katzennetz abzuhängen, musste ich sämtliche Möbel verrücken. Und wo ich schon einmal dabei bin, könnte ich doch fix einmal gründlich fegen und schrubben, und … – schwupps, ehe man sich versieht: Neuer Balkon. Wenigstens fühlt es sich so an. Im Schwung hab ich nämlich eine neue Holzbank für die Blumenkübel zusammengebaut, alles um- und teilweise wieder zurückgeräumt, gefegt, geschrubbt, die Lichterketten entwirrt, die Stühle abgeklopft und die alte Erde aus den Balkonkästen genommen. Insgesamt waren das etwa 100 Liter, also schon eine Menge. Drei große Einkaufstüten.
Jetzt haben wir keine Biotonne am Haus und keinen Platz für einen Kompost, aber es gibt vielleicht 300 Meter Luftlinie entfernt eine Grünabfallsammelstelle. Das ist, dachte ich mir, die richtige Anlaufstelle für die alte Erde. Ist ja quasi Gartenabfall. Also hab ich mir, über und über mit Staub und Erde verschmiert, wie ich war, Abends noch schnell die Tüten geschnappt und rübergeschleppt.
Es war ja schon dunkel. Und unsere Grünabfallsammelstelle hat eine klitzekleine Besonderheit: Sie steht auf dem Friedhof. So am Rand, aber man muss schon auf den Friedhof rauf und an den Urnenstätten vorbei, dann links hinter ein Gebüsch und beleuchtet ist natürlich auch nichts.
Kuschelige Atmosphäre. Vor allem für eine überaktive Fantasie wie meine. Aber wir haben den Container gefunden, ohne vor Angst zu sterben oder von Geistern entführt zu werden. Schnell auf das kleine Gerüst und die Erde in den Container gekippt. Dabei ist ein wenig daneben gegangen.
Zum Glück waren in der Ecke der Siedlung die Straßen leer. Denn stell dir vor: Du gehst Abends noch schnell mit deinem Hund (Katze, Maus, …) eine Runde um den Block und kommst am Friedhof vorbei. Zwischen den Büschen siehst du die Grablichter rot flackern. Ein Käuzchen ruft. Etwas raschelt im Unterholz. Plötzlich öffnet sich mit einem kichernden Quietschen das Friedhofstor, und aus der Dunkelheit erscheint humpelnd eine verlotterte Gestalt mit Schlamm unter den Fingernägeln, über und über mit Erde bedeckt …
Zombies werden traditionell enthauptet oder verbrannt, nicht wahr?
Aber außer mir war an dem Abend niemand unterwegs. Gerade noch einmal Glück gehabt. ^^
Und zur Entschädigung: Bilder vom „neuen“ Balkon.




