Alles im Fluss

Sommer. Ein schmaler Fluss inmitten üppiger Vegetation. Man sieht einen jungen Mann mit bloßem Oberkörper im Fluss, mit dem Rücken zum Betrachter. Lichtflecken fließen über das Bild.
Foto von Tyler Palmer, gefunden auf Unsplash

Ich habe nachgedachte. Das ist immer sehr gefährlich, denn ich vermute, mein Gehirn cosplayt nur ein sehr kluges Organ. ^^ Und worüber habe ich nachgedacht? Magie hinter den sieben Bergen.

Könnte ich diese Serie heute so noch einmal schreiben?

Ich weiß es nicht, denn alles verändert sich – die Welt, die Autorin, der Zugang zu den Charakteren. In meiner Vorstellung wäre das alles heute viel epischer. Andererseits glaube ich, dass gerade das Ungeschliffene und Rohe die Charaktere und die Geschichten so interessant macht. Die sind alle gewachsen, nicht geplant. Als ich angefangen habe, wusste ich nicht einmal, dass es mehr als eine Geschichte geben würde. Oder insgesamt sogar neun. Und wie es enden würde, war mir auch nicht klar. Ich wusste nichts über Falks Familie oder den Taubenmann oder Helenas Mutter. Immer, wenn ich etwas Neues wusste, stand das auch so in den Büchern. Wahrscheinlich könnten diese Geschichten mich heute noch überraschen.

(Nach wie vor bin ich extrem stolz darauf, wie gut das alles am Ende zusammengepasst hat. Aber ich hab nichts dafür getan, das ist mal sicher. Ich war nur zufällig dabei.)

Manchmal vermisse ich diese Welt. Aber zurückkehren will ich nicht unbedingt. Wir würden einander ganz anders begegnen als for 12 Jahren, als ich mit „Allerseelenkinder“ angefangen habe.

Es gibt Autor*innen, die ihr ganzes Leben damit verbringen, in einer Welt zu schreiben und diese immer weiter auszubauen. Manche überarbeiten auch ihre bereits erschienenen Bücher immer weiter, damit die stets den neuesten Stand ihres Wissens und Könnens und Empfindens wiederspiegeln. Das ist auch nicht schlecht, aber … ich les ja gerade die Scheibenwelt-Romane in chronologischer Reihenfolge. Und ich finde es total spannend zu sehen, wie sich Terry Pratchett als Autor entwickelt hat. Richtig gut war er erst ab Buch vier oder fünf, und auch danach gab es noch gigantische Entwicklungen. Man sieht auch, wie sich sein Blick auf die Welt verändert hat. Später gibt es Bücher, bei denen ich denke: Neue Autor*innen hätten das Manuskript an dieser Stelle gekürzt gekriegt, doch er kam ja mit seiner eigenen Fanbase. Und ich mag diese Entwicklung beobachten.

Wenn ich viel Glück habe, gibt es irgendwann da draußen Leute, die meine Bücher so lesen. Die sehen, was ich wann gelernt und erkannt habe, die sehen, wann ich über mich selbst gestolpert bin oder eine grandiose Schreib-Epiphanie hatte. Und wenn ich richtig viel Glück habe, schauen diese Leute in der Zukunft wohlwollend auf alles, was ich so verbrochen und ausprobiert habe. Aber um das zu erreichen, muss ich natürlich im Wesentlichen die Finger von diesen Dingen lassen.

Mit Ausnahmen. Im Hintergrund bereite ich gerade eine Neuauflage vom „Hirschkönig“ vor. Nichts Großes – im Wesentlichen ein ordentliches Cover und ein paar weniger Tippfehler. Hoffe ich. Immerhin ist das das Buch, das ich schreiben wollte, als ich in der Grundschule war. Und wer weiß? Vielleicht setzt sich irgendwann jemand hin und vergleicht nur aus Freude die alte und die neue Ausgabe und freut sich über die Entwicklung. An der Geschichte selbst rüttle ich nicht. Auch wenn ich sie heute ganz anders schreiben würde.

Niemals geht man so ganz

Oft spotte ich über Autor*innen, die ihre Charaktere einfach nicht gehen lassen können. Ihr habt das bestimmt schon einmal gesehen – Serien, die entweder in Belanglosigkeit oder in immer skurrileren Abenteuern versanden, mit Charakteren, die sich irgendwann nicht mehr weiterentwickeln können und nie zur Ruhe kommen.

So eine bin ich nicht. Behaupte ich wenigstens steif und fest.

Und auch wenn immer mal wieder Leute danach fragen: „Magie hinter den sieben Bergen“ ist abgeschlossen. Es war eine schöne Reise mit tollen Charakteren und großartigen Abenteuern, aber jetzt ist Zeit für etwas Neues.

Aber so richtig, echt, wirklich GANZ sind sie ja doch nicht weg.

Aufmerksame Lesende haben den Gastauftritt in „Willkommen in Schattenfall“ bestimmt bemerkt – mein liebster Moment im Buch, glaube ich.

Gelegentlich überlege ich, wie Helenas Leben heute wohl aussehen würde. Seit „Grimmwald“ sind fünf Jahre vergangen. Die Welt hat sich verändert. Helenas Familie hat sich verändert. Und ganz gelegentlich kriege ich Splitter mit – Szenen, kurze Episoden, Minigeschichten.

Nein, ich schreibe kein komplettes neues Buch, oder wenigstens behaupte ich das heute. Aber es kann doch nicht schaden, die eine oder andere winzige Kurzgeschichte … ?

Offenbar ist sie also doch nicht ganz weg. Listige Hexenbiester.

Spontane Lesung! Heute Abend!

Sommerlich gefärbter Hintergrund. Oben rechts Buchcover von "Magie hinter den sieben Bergen" mit jungem Mann und leuchtendem Pentagram. Links daneben Autorinnenlogo "Diandra Linnemann" mit den Initialen überlappend und einer Drachen-Silhouette. Unten die Information: Bookline, Freitag, 28.05.2021, 18:00 h - 19:00 h: LESUNG

Wenn ich niemandem davon erzähle, muss ich mich auch nicht wundern, wenn niemand kommt, nicht wahr?

Die BOOKLINE ist eine digitale Ersatz-Messe, da wir ja keine LBM haben. Sie findet auf Discord statt – das ist eine SoMe-Plattform, auf der man sich aussuchen kann, welchen „Servern“ (sowas wie Gruppen) man beitreten kann. Dort gibt es dann Chat-Kanäle sowie Sprach- und Video-Kanäle. Eigentlich nichts Aufregendes und leicht zu bedienen, wenn man es einmal kennt.

Denn Einladungslink zur Bookline findet ihr z.B. hier: LINK. Dort tretet ihr dem Server bei und folgt den Anweisungen auf dem Bildschirm. Das ist alles!

Und zur Belohnung kriegt ihr dann von mir vorgelesen, möglicherweise eine Stelle mit schönem Wetter (hat schon eine Stelle mit gar nicht schönem Wetter im Kopf) oder mit Reisen (das könnte tatsächlich vorkommen), und wenn dann noch Zeit ist, beantworte ich ein paar Fragen oder schneide Grimassen oder so.

Das klingt unter den aktuellen Bedingungen doch nach akzeptabler Freitag-Abend-Unterhaltung, oder?

Spät kommt sie, aber sie kommt …

… zu Pinterest!

Ja, ich weiß. Ich bin nur ungefähr drölfzig Jahre hinter dem Hype. Allerdings bin ich einfach nicht so richtig visuell veranlagt – auch wenn ich mir etwas vorstelle, habe ich meistens keine Bilder im Kopf. Ist einfach so. Deswegen war mir das Konzept immer ein wenig suspekt.

Da ihr da allerdings nicht drunter leiden sollt, habe ich mich heroisch überwunden und ein wenig gespielt. So gibt es jetzt beispielsweise eine Art Moodboard zur kompletten Magie hinter den sieben Bergen-Reihe. Andere werden folgen, sobald ich die Zeit und die Muße habe.

Ansonsten mache ich da nicht viel. Eigentlich sammle ich nur lustige Ideen für Halloween. Ich kann es kaum erwarten!

Das Beste im neuen Gewand

Mock up Trilogie

Beinahe unbemerkt habe ich ein weiteres Großprojekt für dieses Jahr in Angriff genommen. Mit Hilfe der wunderbaren Giusy von Magicalcover haben Helenas Abenteuer als drei Sammelbände mit je drei Romanen ein neues, wunderschönes Kleid bekommen. Außerdem habe ich zu jeder Geschichte noch ein paar Kleinigkeiten geteilt: Rezepte, Hintergrundinfos zu modernen Naturreligionen und was mir gerade in den Kopf kam. Im letzten Band findet ihr außerdem das dringend benötigte Endstück zu „Feengestöber“ aus Falks Sicht – dafür müsst ihr euch allerdings noch ein wenig gedulden, denn erst soll „Grimmwald“, das märchenhafte Finale, fertigwerden.

Dieses Jahr war ich wirklich eine fleißige Autorin.

Das Feengestöber geht los!

Feengestöber Cover Front

Kurze Zwischenmeldung – ich lebe noch, das ist eine lästige Angewohnheit geworden. Seit heute könnt ihr Feengestöber käuflich erwerben, und ich habe mir große Mühe gegeben, euch für das dramatische Ende mit einer abwechslungsreichen Geschichte zu entlohnen! Wir treffen Feen, Gestaltwandler und alte Bekannte, die ihre eigenen finsteren Pläne verfolgen. Ach ja, Aradia und Grete sind auch wieder mit von der Partie. Irgendwie sind die mir doch ans Herz gewachsen.

„Feengestöber“ ist ein merkwürdiges Buch. Eigentlich sollte die Geschichte nur den Auftakt für das Finale der Reihe bilden, maximal zwei Kapitel. Acht Jahresfeste, acht Bücher – klingt gut, oder etwa nicht? Aber dieser Auftakt, quasi ein lästiges Übel, wurde immer komplexer und umfangreicher, und als ich merkte, dass ich mindestens das halbe Buch nur auf die Einleitung verwenden würde, war die Lösung klar: Es sind eben zwei Bücher. Dank meiner Unfähigkeit, sorgfältiger zu planen, kommt ihr also in den Genuss eines zusätzlichen Buchs, und ich hoffe, ihr bleibt mir bis zum Ende treu.

Einmal auf dem Besen um die Burg …

… oder so. Falls ihr mit „Lichterspuk schon durch seid, könnt ihr hier abgleichen, ob eure Fantasie mit der Realität übereinstimmt. Und falls nicht – das sind einige der Schauplätze, an denen sich das Erzählte ganz bestimmt so oder so ähnlich nicht zugetragen hat.

Der Berg, auf dem die Burg steht, war in grauer Vorzeit übrigens ein beliebter Treffpunkt für Hexen, die einen weiten Anflug bis zum Blocksberg hatten. Hier wurde den Sagen zufolge in den letzten Aprilnächten heftig gefeiert!

In und um Burg Bentheim

Ein paar Sehenswürdigkeiten

Und der Steinbruch.

Ihr könnt unschwer erkennen, einige der Fotos sind schon etwas älter und mit Kameras gemacht, die schwächer auf der Brust sind. Das liegt daran, dass ich selbst einige Jahre in der Grafschaft gelebt habe und dort immer noch gerne Freunde und Familie besuche, wenn die Zeit es zulässt. Natürlich sind alle dort viel netter, als ich es beschrieben habe, und obwohl es die Witte Jüffer echt gibt, ist ihre tragische Geschichte in „Lichterspuk“ komplett ausgedacht. Nur das mit dem Taschentuch, das stimmt.

Bei der nächsten Gelegenheit, Anfang September, bringe ich euch vielleicht noch ein paar neue Bilder vom Venn mit – das ist jederzeit sehenswert!

 

 

Zwischen Fantasie und Papier

Seit Montag befinde ich mich offiziell in der Überarbeitungsphase des siebten „Magie hinter den sieben Bergen“-Romans. Geschrieben habe ich ihn aufgrund meines idiotischen straffen Zeitplans im Januar und Februar. Zeit genug für eine verstreute Person wie mich, alle möglichen Details zu vergessen.

Folglich beginnt die Überarbeitungsphase damit, dass ich einmal alles durchlese und mir Notizen mache: Wo ist etwas nicht so herausgekommen, wie ich es geplant hatte? Was wird nicht deutlich? Was ergibt überhaupt keinen Sinn?

Leider stellt sich dabei immer wieder raus, dass einige hübsche Details auf dem Weg zwischen Fantasie und Papier (oder heute wohl eher zwischen Kopf und Tastatur) auf der Strecke geblieben sind.

Ich bin ein wenig frustriert. Die schöne Geschichte, die ich geplant hatte, ergibt im Moment noch gar keinen Sinn. Einzelne Stücke sind da, aber noch nicht so verbunden, dass der Leser Freude daran hätte.

Tja, darum gibt es die Überarbeitungsphasen. Auch wenn ich sie nicht besonders mag, sind sie für ein gelungenes Endprodukt genau so wichtig wie der erste Entwurf – vielleicht sogar wichtiger! Bei „Lilienschwester“ ist die Überarbeitung zu kurz gekommen, und das merkt man auch. Vielleicht hole ich das irgendwann nach und baue ein richtiges Buch draus, wenn ich Zeit habe. Aber jetzt ist erst einmal die Geistergeschichte dran. Ich möchte ja, dass ihr auch am Ende alle „begeistert“ seid.

(Einem schlechten Wortwitz konnte ich noch nie widerstehen.)

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Der „Writer’s Tears“ Whisky ist in solchen Zeiten übrigens mein steter Begleiter. ^^

Hier ist ja mal gar nichts los!

Liegt unter anderem daran, dass ich wie eine Verrückte schreibe, damit ihr zwischen August und November die letzten drei Bände von „Magie hinter den sieben Bergen“ in die Finger kriegt. Zwei Manuskripte sind im Rohentwurf (wirklich roh, die zappeln sogar noch!) fertig, und jetzt beginnt die Recherche für das finale Finale. Zwischendurch habe ich mich für einige Lesungen beworben – auf der RPC in Köln habt ihr beispielsweise die großartige Gelegenheit, mich am 13. Mai als „Absacker“ zum Schluss noch ab 17:00 Uhr im Lesecafé zu treffen, wäre das nicht fantastisch? Also, im wahrsten Sinne des Wortes. Und am 23. Juni ab 20:30 strahlt Radio Köln mein Autorenporträt aus. Ich bin schon ganz aufgeregt! Also – nicht viel zu erzählen, aber viel zu tun. Genau so, wie ich es mag.

Und ihr so?

Das Ende rückt ein Stück näher!

… denn „Knochenblues“ ist so weit, dass es in den kommenden Tagen auf die Reise zu den Testlesern geht. Und wenn die nicht allzu viel meckern, haltet ihr es im Dezember in Händen!

Das ist auch eine gute Gelegenheit, euch an die Martinsgänse und Brathähnchen zu erinnern – falls ihr irgendwelche Knochen übrig habt, wäre es großartig, wenn ihr sie mir schickt. Ein paar habe ich zwar schon …

… aber im Ernst, Knochen kann man nie genug haben. Vor allem, wenn es um ein Buchcover geht!