Klüger als ChatGPT!!!

Wer? Ich natürlich!

In den kommenden Tagen kommen viele Päckchen, und da der Mann tagsüber oft schläft (und dafür nachts programmiert), wollten wir die Türklingel abstellen. Wir wohnen in einem älteren Mehrparteienhaus ohne Gebrauchsanleitung, also wussten wir nicht, wie das geht.

Der Mann ist ein großer Fan von ChatGPT – jeder Mensch hat Fehler. Auf jeden Fall hat er dort nachgefragt, wie man wohl die Klingel abstellen könne, und verschiedene Vorschläge bekommen. Von denen natürlich keiner funktionierte.

Ich habe den Hersteller der Anlage eingegeben und mich im Netz durch Bilder von verschiedenen Gegensprechanlagen der Marke geklickt, bis ich ein vergleichbares Modell gefunden hatte. (Unser Haus ist WIRKLICH alt.) Und anhand von dessen Gebrauchsanleitung konnte ich unsere Klingel ausstellen.

Erkenntnis: Ich bin klüger als ChatGPT. ^^

(Tatsächlich glaube ich, dass KI für manche Anwendungen unter fachlicher Überwachung ein gutes Werkzeug sein kann. Für die meisten Dinge, für die es aktuell beworben wird, ist es nicht geeignet. Ich habe bis jetzt in den Google-KI-Ergebnissen noch nicht eine fehlerfreie Information gefunden – ergo muss man alles kontrollieren und kann auch direkt in die eigentlichen Suchergebnisse schauen. Generative KI ist sowieso der Teufel, und die üblichen Chatbots verschwenden nur meine Zeit.)

(Der Mann sieht das natürlich ganz anders. Aber das ist in Ordnung, dann irrt er sich eben.)

KURZGESCHICHTE: Testimonial

Diese Kurzgeschichte habe ich letztes Jahr im Jun veröffentlicht. Ich hätte nicht erwartet, dass die Technik uns so schnell einholt.

Es ist schon früh am Morgen. Gleich wird die Sonne es sich auf den flachen Containerdächern gemütlich machen. Ihr Licht schneidet einen schmalen Streifen aus der Dunkelheit.

Emma kneift die Augen zusammen. Sie hat mal wieder nicht geschlafen. Eigentlich hat sie um elf einen Termin beim Jobcenter, doch den wird sie absagen lassen. Die Krankschreibung sieht täuschend echt aus. Sie zieht an den Vorhängen. Nimmt sich noch einen Energydrink aus dem Kühlschrank. Der brummt unwuchtig und rattert einmal gegen die Wand, ehe er wieder verstummt. Wahrscheinlich sollte sie anfangen, für einen neuen zu sparen.

Wenn man sich ganz unten erst einmal häuslich eingerichtet hat, ist es eigentlich okay. Die Unterbringung in der Containerstadt sei nur temporär, hat ihr Sozialarbeiter vor zwei Jahren gesagt. Eine Übergangslösung, damit sie nicht wieder obdachlos werde. Da war er noch sehr enthusiastisch, mit Blick auf ihren «vielversprechenden Lebenslauf» und ihre Sozialprognose.

Emma hatte es nicht übers Herz gebracht, ihm seine Illusionen zu rauben.

Der Container ist klein und praktisch eingerichtet. Früher, als man Waren noch um die ganze Welt transportieren musste, gab es viel mehr von ihnen, und sie wurden nicht als Wohnraum zweckentfremdet. Inzwischen kann man alles, was der Mensch begehrt, günstig vor Ort drucken: Lebensmittel, Spielekonsolen, Prothesen. Die Grundzutaten werden durch gigantische unterirdische Rohre gepumpt, das hat Emma einmal in der Schule gesehen. Als Achtjährige hätte sie in so einem Rohr noch aufrecht stehen können. Die Container, die plötzlich nicht mehr gebraucht wurden, standen lange herum und rosteten vor sich hin. Dann hatten Wohltäter die Idee, aus ihnen die «Endstation Sehnsucht»-Siedlungen zu bauen. Alle Container wurden gründlich gesäubert, isoliert und exakt gleich eingerichtet.

Viel Zeit wurde darauf verwendet, herauszufinden, was für das menschliche Leben essenziell sei. In jeden Container passt ein Bett, eine Küchenzeile, eine Nasszelle und ein Tisch. Familien können einen Antrag auf geöffnete Verbindungstüren stellen und haben etwas mehr Freiheit bei der Auswahl ihres Mobiliars.

Von außen sind die Container nach wie vor rostig. Die Originallackierung wurde aus nostalgischen Gründen erhalten. Immer drei sind aufeinandergestapelt, mit winzigen Fenstern und einem Zahlencode zur Orientierung. Die Küche benutzt Emma nie. In den Schränken bewahrt sie nur Getränkedosen und Müsliverpackungen auf. Anstatt zu spülen, verwendet sie Einweggeschirr. Wegen des Mülls hat sie kein schlechtes Gewissen, der wird zu siebenundneunzig Prozent recycelt. Irgendwo müssen die Rohstoffe schließlich herkommen, nicht wahr?

Als sie die Dose an den Mund führt und trinkt, stemmt das Koffein sich gegen ihre Kopfschmerzen. Sie hätte nicht die ganze Nacht wachbleiben sollen. Nur ist es leider so, dass sie nachts am besten programmiert, und Topform erreicht sie erst Stunden vor der Deadline. Im Gegenzug für unauffälligen, praktischen und nicht direkt legalen Code erhält sie anonyme Credits, die sie überwiegend in Technik investiert. Sie braucht sonst nicht viel.

Die Hologrammtechnik gilt inzwischen als überholt. Der Fortschritt hat sie überholt und im Staub der Geschichte zurückgelassen. Vor einigen Jahren konnte man nicht über die Straße gehen, ohne durch täuschend echte Projektionen in Restaurants gelockt, von Politiker*innen überzeugt oder in Testimonials über die neueste Kommunikationstechnik informiert zu werden. Personen in flimmernden Anzügen erinnerten an die Abgabefrist für die Steuererklärung («Nur drei Klicks, bestätigen Sie Ihre Daten noch heute!») oder riefen dazu auf, für den guten Zweck zu spenden. Dann entschied das Gremium, dass diese Technik zu energieaufwändig sei. Innerhalb weniger Wochen, so sah es wenigstens von außen aus, stieg die komplette Öffentlichkeit auf Projektionen in speziell gehärteten Glasscheiben um. Die wirkten sogar noch lebendiger. Dank innovativer LED-Technologie entfiel sogar das Flackern, das einen sonst vor Billigproduktionen gewarnt hatte. Wer kann, lässt sich heute bereits Netzhautchips implantieren – die nächste groß angekündigte Neuigkeit. Aber das ist vorerst etwas für Reiche. Nur wenige können sich die Operationen leisten, die mit der Korrektur von unausgereiften Systemen einhergehen.

Early-Adopter-Chirurgie ist das Fachgebiet, das Emma ursprünglich einmal studieren wollte.

Bei jeder Gelegenheit kauft sie jetzt stattdessen Hologrammtechnik auf. Sie hat sich selbst beigebracht, die einzelnen Komponenten zu warten und zu reparieren. Manchmal ersetzt sie eine Linse durch ein umgeschliffenes Brillenglas – noch so ein Relikt aus finsterer Vorzeit – oder greift auf altmodische Kabel zurück, wenn sie anders keine Leitbrücke bauen kann. Im Regal neben dem Fenster stapeln sich Datenträger mit Handbüchern und Anleitungen neben dem, was ihr Stiefvater wohl abfällig als «Schrott» bezeichnen würde. Er ist nie komplett im neuen Zeitalter angekommen. Schrott gibt es schon lange nicht mehr. Nur noch Grundlagen für neue Materialien. Die Menschheit ist weit gekommen seit den Müllkriegen in Afrika.

Wenn bekannt würde, was Emma hier hortet, bekäme ihre Sozialakte ein negatives Tag. Verschwendung von Ressourcen. Aber sie kennt die richtigen Leute.

Endlich fährt sie den Computer runter, den sie offiziell nicht besitzt, und wirft die leere Dose in den Abfallschlund in der Ecke. Die wird mit einem dumpfen Sauggeräusch verschluckt. Der Druck schwankt in dem kleinen Raum nur minimal. In besseren Wohnanlagen merkt man angeblich gar nichts von der modernen Abfalltechnologie. Nicht, dass Emma sich an den kleinen Mängeln ihrer Behausung stört. Sie braucht keinen Luxus. Es reicht, wenn sie niemandem begegnen muss und ihre Ruhe hat. Sie achtet darauf, gerade so viele Termine beim Jobcenter wahrzunehmen, dass man ihr nicht die Unterstützung streichen kann, und performt in den Jobs, die sie dann angeboten bekommt, immer gerade so schlecht, dass es dem Arbeitgeber nicht leidtut, den Vertrag nicht zu verlängern.

Vor drei Monaten war es einmal kritisch. Ein Sachbearbeitery hat sich Sorgen gemacht wegen der Diskrepanz zwischen Emmas überdurchschnittlichen Begabungen (sie selbst würde es anders ausdrücken, aber so steht es in ihrer Akte) und der immer länger werdenden Kette an dokumentierten Fehlschlägen. Der Einladung zum Gespräch mit einer ausgebildeten Fachperson konnte Emma sich nicht entziehen. Sie hat es natürlich dennoch versucht.

Ob sie irgendwas bedrücke?

Ob sie Angst vor Erfolg habe?

Ob da irgendwas sei, worüber sie mit niemandem reden könne?

Zum Glück war es nicht schwer, eine Erklärung zu liefern. Viele Hochbegabte (einmal mehr: Nicht ihre eigene Wortwahl!) scheitern am Alltag. Nachdem man sich davon überzeugt hatte, dass Emma nicht offensichtlich psychotisch oder anderweitig eine Gefährdung für die Gesellschaft war, bekam sie bei der letzten Sitzung ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg und wurde wieder nach Hause geschickt. Wenn sie doch noch einmal Redebedarf habe, solle sie sich melden. Das Jobcenter könne ihr kurzfristig einen Folgetermin verschaffen. Er tippte auf seinem Tablet herum, machte wahrscheinlich einen weiteren Vermerk in ihrer Akte.

Richtig aufgehängt, sperren die Vorhänge den Tag effektiv aus. Nur an den gedämpften Geräuschen auf den Stegen zwischen den Containern erkennt man, dass Leben in die Endstation kommt. Türangeln knarzen, schwere Schuhe poltern über die Gitter. Die Frühschicht macht sich auf den Weg in die umliegenden Fabriken. Kurz darauf wird die Nachtschicht heimkehren, und dann machen die ohne Arbeit sich auf den Weg zu den Supermärkten, um ihre Credits und täglichen Bezugspunkte gegen Lebensmittel und Alkohol einzutauschen. Bis vor wenigen Jahren war das nicht möglich: Wer Unterstützung vom Staat erhielt, war in der Wahl seiner Suchtmittel stark eingeschränkt. Es dauerte Jahre, bis der Europäische Gerichtshof entschied, dass es ein unangemessener Eingriff in die Persönlichkeitsrechte sei, Leute zu gesunden Entscheidungen zu zwingen. Jetzt wird der Konsum in erster Linie über den Preis geregelt. Das Werbeverbot besteht schon lange, aber manche Gesellschaftskreise lernen einfach nicht dazu.

Emma trinkt nicht. Das fand sie schon überflüssig, ehe die Sache mit Max passierte. In der Oberstufe hat sie mit synthetischen Drogen experimentiert, aber für das Medizinstudium braucht man ruhige Hände. Wenn sie Nervenkitzel wollte, ist sie mit ihrem Fahrrad auf den Hügel hinter der Hochhaussiedlung hinauf, schnaufend und schwitzend, und dann gaaaaaaaanz schnell wieder hinabgesaust. Manchmal war es knapp, vor allem, wenn hinter der Kurve eine tieffliegende Lieferdrohne schwebte. Aber sie hatte immer Glück.

Anders als Max.

Ganz früher, als Emma noch klein war, fingen die Leute an, mit Künstlicher Intelligenz zu experimentieren. Deep Fakes waren ein großes Ding. Zuerst sahen sie lächerlich aus, in der Schule haben sie das Thema in Geschichte durchgenommen. Je besser sie jedoch mit der Zeit wurden, desto größer wurde die Angst der Leute vor der Technik, und desto härter bemühten sich Wissenschaftler, gute Verwendungsmöglichkeiten für ihr Forschungsgebiet zu finden. Schließlich ging es um den Fortschritt der Menschheit – und um eine Menge Fördergelder.

Während Emma sich auf ihr Studium vorbereitete, halsbrecherische Radtouren machte und auf Partys ging, war Max ihr schon ein paar Schritte voraus.

Max.

Ihr großer Bruder.

Ihre Welt.

Er war in die Stadt gezogen, um Jura zu studieren. An den Wochenenden kam er manchmal nach Hause, mit einer Schrottkarre, die man noch selbst steuern konnte, wenn man wollte. Für mehr hatte sein Geld nicht gereicht. Er besuchte die Familie, richtete allen neumodischen Schnickschnack, den Emma heimlich verstellt hatte, wieder korrekt ein und traf sich dann mit seinen alten Schulfreunden auf ein paar Wodka-Energy. Dank der ganzen Fahrassistenzsysteme sei das kein Problem, hat er immer behauptet.

Leider stimmte das damals noch nicht. Das Gericht stellte am Ende allerdings fest, die Mutterfirma des Lieferroboters treffe wenigstens eine Teilschuld. Er sei so eingestellt gewesen, dass er exklusiv auf festem Untergrund parke, auch wenn der feste Untergrund eine unübersichtliche Stelle auf einer Landstraße mit unbefestigtem Seitenstreifen sei. Zwischen Geschwindigkeit, Überraschungseffekt und den schattenspendenden knorrigen Bäumen auf beiden Seiten der Fahrbahn hatte Max einfach keine Chance.

Emma trauerte. Sie nahm sich ein Jahr Auszeit, um ihre Gefühle zu verarbeiten und ihre Eltern zu trösten. Dann hatte sie sich so weit erholt, dass sie endlich mit dem Studium durchstarten wollte. Schrieb Bewerbungen und Tests, stellte sich vor, beantwortete Interviewfragen. Zog ans andere Ende der Republik, weil es dort eine prestigeträchtige medizinische Hochschule gab, die sie unbedingt haben wollte. Fand ein Zimmer in einem kakerlakenverseuchten Wohnheim am Rand von München, in dem die Duschen auf dem Flur von zwei Dutzend Studenten geteilt wurden und wo regelmäßig Kochpartys stattfanden.

Und am ersten Tag des Semesters, auf dem Weg zu ihrer ersten Veranstaltung, sah sie Max wieder. Er war Teil einer Werbekampagne mit den damals noch ganz neuen Hologrammen. Leicht bläulich verfärbt stand er am Rand eines belebten Platzes, und aus versteckten Lautsprechern ertönte eine Stimme, die seiner zum Verwechseln ähnlich klang.

Was er in kurzen, sachlich klingenden Sätzen genau erzählte, bekam Emma nicht mit. Sie stand wie festgefroren am Bordstein und starrte auf ihren Bruder. Danach setzt ihre Erinnerung für eine Weile aus.

Offenbar, erfuhr sie später, versprachen wohlmeinende Fachleute sich einen stärkeren Effekt von den neuen «Kenn dein Limit!»-Kampagnen, wenn sie die Opfer von alkoholinduzierten Unfällen selbst zu Wort kommen ließen. Und obwohl diese Kampagne nach wenigen Monaten wieder eingestellt wurde, hatten sie auf gewisse Weise Recht.

Emma ging nie auf die Uni. Sie vergrub sich in ihrem Wohnheim, bis ihr Mietvertrag gekündigt wurde, tingelte eine Weile von Sofa zu Luftmatratze zu Gästebett und landete schließlich, nach einigen weniger rühmlichen Episoden, hier im Container. Sie hat sich ihren Alltag so eingerichtet, wie er zu ihr passt, geht selten unter Menschen und trinkt nie auch nur einen Schluck Alkohol. Von den synthetischen Drogen lässt sie auch die Finger. Zu gefährlich. Zu teuer. Wenigstens das haben die Initiatoren der Hologram-Kampagne also geschafft.

Ein unaufdringlicher Ton an ihrem Smartphone lässt sie wissen, dass sie eine Creditübertragung erhalten hat. Der sorgfältig verschleierte Lohn für die Arbeit der letzten Nacht. Gleich darauf pingt die E-Mail-App und aktualisiert sich. Auch wenn Emma weiß, dass alles so funktioniert, wie sie es aufgesetzt hat – schließlich hat sie das System schon Dutzende Male durchlaufen lassen – macht sie erst jetzt offiziell Feierabend. Die Spannung ihrer Nerven lässt nach. Sie vergewissert sich ein letztes Mal, dass die Vorhänge sorgfältig zugezogen sind. Das Tageslicht soll sie, bitte, nicht stören. Dann baut sie einige Apparaturen auf, verbindet altersschwache Kabel miteinander und schaltet den Strom ein. Die Konstruktion ist so geschickt eingerichtet, dass niemand einen erhöhten Stromverbrauch feststellen wird. Dabei sind Hologramme eigentlich keine energiesparende Lösung.

Es flackert auf der freien Fläche vor dem Bett. Ein hellblauer Blitz zuckt für den Bruchteil einer Sekunde durch die Luft und lässt Staubpartikel erglühen. Die Luftfilter müssen mal wieder kaputt sein.

Dann steht Max vor ihr.

Es war nicht schwer, die Daten der Anti-Alkohol-Kampagne abzugreifen. Schließlich ist Emma überdurchschnittlich intelligent. Mit der geklonten Stimme und ein wenig Tüftelei war es ihr möglich, ihren Bruder wieder zum Leben zu erwecken. Und dank der Dinge, an die sie sich erinnerte, und moderner KI-Technologie ist die Menge der Dinge, die er ihr zum Einschlafen erzählt, beinahe unbegrenzt.

Sie schluckt zwei Baldrian-Tabletten, um den Effekt des Energydrinks auszugleichen. Dann lässt sie sich aufs Bett fallen.

Die Geräte sind vorsichtig ausgerichtet. Von hier sieht es aus, als lächle Max sie direkt an.

Er kann alles sagen, was sie will.

«Wie geht es dir, kleine Schwester?», fragt er. Das fragt er jeden Morgen, wenn sie Feierabend macht.

Entspannung und Nostalgie fluten Emmas Körper. Sie streift die Socken von den Füßen und kuschelt sich tiefer in das Deckennest, das für sie das Kopfkissen ersetzt. Die verdrehte Haltung, in der sie für gewöhnlich schläft, käme mit einem Kopfkissen sowieso nicht zurecht.

Als ob sie geantwortet hätte, redet Max weiter. Emma hört ihm nicht bewusst zu, achtet nur auf die beruhigende Stimmfärbung. Sie hat Monologe wie diesen schon etliche Male gehört. Heute erzählt er ihr wieder von seinem letzten Ausflug mit den Jungs, zu einer stillgelegten Fabrik. Die Geschichte hat ihre spannenden Momente, doch Emma weiß ja, dass sie gut ausgeht. Den Teil mit der Polizei hat sie weggelassen. Wenn sie sich doch nur überwinden könnte, das Programm mit weiteren Details aus Max‘ Tagebuch zu füllen. Das ist eines der wenigen Dinge, die sie aus ihrem Elternhaus mitgenommen hat. Nur hineinzuschauen, das hat sie nie geschafft. Sie nickt und verzieht den Mund zu einem müden Lächeln.

So lässt es sich aushalten.

Karriere, Credits, ein Sozialleben – all das braucht sie nicht.

Das hier ist es, worauf es ankommt.

Emmas Augen fallen zu.

Sie träumt.

Sie und Max gegen den Rest der Welt.

Was Google KI aus „Zuflucht in Schattenfall“ macht

Screenshot: "ZUFLUCHT IN SCHATTENFALL" ist der Titel eines Buchs von Diandra Linnemann das am 10. Juli 2025 in BoD Buchshop erscheinen soll. Es handelt sich um den zweiten Band einer Serei, die im Genre Schience Fiction & Fantasy angesiedelt ist. Die Geschichte dreht sich um Rosalinda, die vor den Plänen ihrer Mutter flieht, aber unerwartet in Schattenfall, dem Dorf ihrer Erzfreinde, strandet. Das Buch hat 196 Seiten und ist auf Deutsch erhältlich.
Zusätzliche Informationen:
Genre: Science Fiction & Fantasy, Cozy Fantasy
Themen: Drache, Gestaltwandler, Hexe, Magie
Inhalt: Rosalidna flieht vor den Plänen ihrer Mutter und wird in Schattenfall, dem Dorf ihrer Erzfeinde, gefangen.
Erscheinungsdatum: 10. Juli 2025
Verlag: BoD - Books on Demand
Seitenzahl: 196
Sprache: Deutsch
Slagwote: Drche, Gestaltwandler, Hexe, Magie, Cozy Fantasy

Deswegen, meine Lieben, soll man der KI nichts glauben. Gar nichts. Niemals. Unter keinen Umständen. Wenigstens nicht, ohne gründlich zu recherchieren, was da behauptet wird. Und um Ernst – wenn man das eh alles nachschlagen muss, kann man auch direkt selbst recherchieren. Wozu ist KI noch gleich gut???

Wer von euch hat „Zuflucht in Schattenfall“ gelesen? Wie gut passt das da oben zu dem Buch? Ich sehe wenigstens einen Fehler und mehrere Ungenauigkeiten.

(Jetzt könnte man argumentieren, dass die KI natürlich nur weiß, was über das Buch im Netz steht. Aber mein Problem mit KI ist, dass von Fans getan wird, als spucke die KI unzerstörbare Wahrheiten aus, anstatt einfach nur aus Textstücken, die sie intellektuell nicht versteht, etwas Neues zu rülpsen.)

Ach, ich reg mich ja nur ein wenig auf. Man reiche mir einen Kaffee.

Von KI für KI mit KI wegen KI, weil KI

Heller Hintergrund. Im Zentrum der Oberkörper eines Spielzeugroboters, leicht retro, mit türkusfarbenem Körper und aufgedruckten Controls mit Zeigern und tasten. Er sieht irgendwie gestresst aus, ihm stehen die Haare (in Gestalt einer Spule) zu Berge.
Foto von Emilipothèse, gefunden auf Unsplash

Ich kriege tatsächlich nur Newsletter, die ich auch öffne und lese, da sortiere ich gründlich aus. Heute morgen kam ein Newsletter über Marketing, den find ich meist ganz spannend. Und es ging um eine neue große wilde Sache: KI. KI schreibt nämlich jetzt voll die krass guten Texte, da muss man kaum noch etwas selbst machen. Lass deinen Newsletter doch einfach KI-generieren (hier, mit diesem feinen Tool!).

Gleichzeitig arbeiten Leute an KI-Agenten, die deine Mails für dich lesen, das Unwichtige aussortieren und dir das Wichtige zusammenfassen.

Demnächst schreiben dann also KIs Mails, die von KIs gelesen (und wahrscheinlich aussortiert) werden.

Ich weiß ja nicht, ob das so wirklich der Sinn von Texten ist. Aber ich bin auch über 40, möglicherweise zählt meine Meinung da nicht.

Und ehe jemand mit den Augen rollt: Ich finde KI nicht per se schlecht. Nur verstehe ich nicht, warum man die spannenden, kreativen Dinge, mit denen man Verbindung zu anderen Menschen herstellt, an eine Maschine auslagern will. (Soll ja schon Leute geben, die echte Freunde durch KI ersetzen wollen. ICH BIN ALT!!!)

Off-Topic: Vor ein paar Tagen erst habe ich mehrere Screenshots von Romanausschnitten gesehen, die Leute mit KI überarbeitet hatten – und dann hatten sie vergessen, die Prompts resp. den promptresponsiven Teil der KI-Antwort aus dem Manuskript zu löschen, und niemand hat je wieder drübergelesen.

Schnuppi. Wenn dein eigenes Buch dich so wenig interessiert, dass du den finalen Text liest, warum sollte irgendwer sonst sich dafür interessieren?

Alles, was anstrengend ist, soll jetzt also an KI ausgelagert werden. Einen interessanten Text zu schreiben. Texte zu verbessern. Aufsätze über Schulthemen zu schreiben (und natürlich vorher alles zu recherchieren, wozu soll man da noch das eigene Gehirn für verwenden???). Buchcover zu generieren. Illustrationen anzufertigen. Fotos für Artikel zu erstellen. Und so weiter und so fort. Sobald nur ein Minimü kreativer Anstrengung gefragt ist, greifen Leute zur KI.

Ich glaube NICHT, dass das das Leben besser macht. Wenigstens nicht für mein Leben. Ich mag die Herausforderungen und die Verbindung. Ich schreibe gern Texte und überarbeite sie und scheitere dabei an meinen eigenen Ansprüchen, lese die dann möglichst gut (aber nicht perfekt) vor und schreibe viel zu selten Newsletter, in denen ich die Hälfte vergesse. Buchcover kann ich immer noch nicht, aber die macht mir dann eben ein andere Mensch und nicht die Maschine. Meine Fotos sind schief und meist nicht einmal mit Filtern nachbearbeitet. Gut, andererseits häkle ich ja auch mit großem Aufwand Dinge, die man für einen Zehner aus einer südostasiatischen Sweatshop-Massenfabrik kaufen kann. Vielleicht bin ich aus der Art geschlagen. ^^

Wohin wollte ich mit dem Rant? Keine Ahnung. Vielleicht kann eine KI mir das – ach nee, lieber nicht. Da zieh ich doch natürliche Verwirrung jederzeit vor.

Die KI-Keks-Vendetta (wie angekündigt)

Pinterest ist mein Anti-Doomscrolling-Zufluchtsort. Wenn ich Abends müde in der Ecke hänge und das Telefon in die Hand nehme, nur um sinnfrei zu scrollen, wechsle ich schnell zu Pinterest. (Das erklärt die etwa 2.400 geplanten Häkelprojekte.) Und weil ich Pinterest sehr gut eingerichtet habe, zeigt es mir Handarbeitsprojekte, niedliche Hüte – und Rezepte.

Screenshot von einem Blog "Recipes by Clare dot com" mit einem Bildausschnitt, der perfekte Spiralkekse mit eingekerbten Spiralen voll mit rotem Gelee zeigt.
Der verlockende Screenshot

Kurz vor den Feiertagen war ein Keksrezept dabei, das genau so schick wie einfach war – wenigstens versprach das das Rezept. Die Rede war von „Spiral-Rollenkeksen“. Ich war direkt verliebt, und ich hatte auch alle Zutaten daheim. Aber ich backe ja nicht erst seit gestern, und die Zutatenliste des Rezepts ließ mich stutzen. Angeblich sollte das Rezept mit Shortbread-Keksen enden, aber das Verhältnis der Zutaten war ganz falsch.

(Das beste Shortbread-Ergebnis bekommt man meiner Erfahrung nach mit einem Teil Zucker, zwei Teilen Butter, und drei Teilen Mehl – also 100 g Zucker, 200 g Butter, 300 g Mehl – plus etwas Salz und was auch immer man zum Aromatisieren nehmen will.)

Ein zweiter Blick auf die Bilder machte mich noch stutziger – und dann sauer. Denn mit dem beschriebenen Rezept bekäme man einfach nie die in den Bildern gezeigten Kekse raus. Und dann waren das auch noch Bilder von zwei unterschiedlichen Sorten Keksen.

Hier folgt ein kleiner Exkurs: Viele Leute, die ein Blog unterhalten, tun das in erster Linie, um damit ein wenig Geld zu verdienen – ich ja auch. Während ich euch ganz naiv davon überzeugen will, dass ich tolle Bücher schreibe, verdienen andere Leute über Affiliate Links Provisionen oder zeigen einem Werbung, bis der Bildschirm schlackert. Und um mit Werbung Geld zu verdienen, muss man viele Leute auf seine Seite kriegen. Dafür sind tolle Bilder von Vorteil. Wenn man mit den Bildern allerdings lügt, hört bei mir der Spaß auf. Und in einer zunehmenden Zahl von Fällen generieren Leute schnell irgendwelchen ästhetisch ansprechenden KI-Müll, um ein Blog mit möglichst wenig Aufwand mit Inhalten zu füllen, anhand derer sie euch Werbung in den Schlund stopfen. Dass das alles gelogen ist und beispielsweise die Rezepte gar nicht funktionieren – geschenkt! Hier geht es nicht darum, eine Community aufzubauen oder Wissen zu teilen. Diese Leute wollen nur möglichst arbeitsarm reich werden, und das auf euren Rücken und mit euren Daten.

Mein Verdacht im Fall der komischen Kekse also auch: Das ist alles KI-generiert. Bilder und Rezept. Aber beweisen konnte ich das nicht ohne weiteres. Also habe ich die Kekse zweimal gebacken – einmal so, wie sie da beschrieben stehen, und einmal so, dass ich wenigstens Kekse wie auf dem einen Bild rausbekomme. Nur das Teigrezept habe ich direkt geändert, denn ich mag nicht, wenn Lebensmittel verschwendet werden.

Screenshot: Spiralkekse, die den ersten Bildern nicht ähneln. Diese Kekse sind gefüllt und anders spiralisiert - eher wie marmoriert und nicht wie eingekerbt.
Genau dieselben Kekse wie oben, nicht wahr? (HUST!)

Die beschriebene Methode war ganz easy: Man mixt den Teig, rollt ihn flach aus, bestreicht ihn mit Himbeermarmelade und hat – voilà – wunderschöne windradähnliche Himbeerspiralkekse.

Nee, hat man nicht.

Sehr hausgemachte Rollenkekse, denen man das Gelee, mit dem der Teig bestrichen wurde, kaum noch ansieht. Sie sind eher oval, das Gelee klebt überall herum oder ist nicht zu sehen.
Das passiert, wenn man dem Rezept folgt.

Ich bin mir bei vielen Dingen nicht sicher, aber backen kann ich. Deswegen war ich auch sicher, dass diese schmackhafte Katastrophe nicht mein Fehler war. Und nachdem diese Version aufgegessen war, hab ich mich an eine zweite Variante gemacht.

Schaut mal, die eine Version KI-Kekse hat eine Himbeerfüllung und einen Himbeerstrudel, der sich komplett durch den Teig zieht, ohne dass die Kekse zerfallen. Keine Ahnung, wie das klappen soll. Experten hier? Schlagt mal was vor!

Die zweite Version hat einen gleichmäßig gefiederten Rand und nur zur Hälfte durch den Teig reichende Rillen, die mit Gelee gefüllt sind. Das kann ich. Am einfachsten ginge es mit einer spiralförmigen Stanze, aber mit etwas Sturheit und einem breiten Messer geht das genau so gut.

Ungebackene Plätzchen. Links rund ausgestochene Kekse mit gezacktem Rand, auf die rote Spiralen mit Gelee gemalt sind. Rechts fröhliche Schnecken, bei denen einige Details rot nachgezogen sind.
Teigrohlinge, eigene Kreation

Ich hab also noch einen Shortbreat-Teig gemacht, kleine Sonnen ausgestochen und mit dem Messer eine Spirale in den Teig geritzt. Das Himbeergelee (gekauftes diesmal, damit die Farbe besser zur Geltung kommt) habe ich in einem Gefrierbeutel durchgeknetet, dass es schon flüssig ist, dann eine winzige Ecke abgeschnitten und die eingekerbte Spirale vorsichtig mit dem Gelee gefüllt. Und weil ich gerade lustig drauf war, hab ich auch Schnecken und Pinguine mit dem Prägestempel gemacht.

Das Ergebnis, wenn man von meinem offensichtlichen Dilettantismus absieht, ähnelt den KI-Keksen doch direkt viel eher.

Gebackene Spiralkekse, leicht gebräunt.: Runde Kekse mit gezacktem Rand und eingesunkener roter Geleespirale
Direkt viel besser, nicht wahr?

Wisst ihr? Es macht mich sauer, dass Leute so einen Kram machen. Und noch saurer, dass man die dafür nicht belangen kann – heck, selbst wenn man könnte, würden die einfach verschwinden und in zwei Wochen mit den gleichen miesen Inhalten und neuem Namen irgendwo auftauchen.

Wenigstens war es eine wohlschmeckende Vendetta. Und im Sommer mache ich dann auf meine Art Spiralkekse mit Orangen- und Zitronengelee.

Ein zerbrochener Spiralkeks auf einem schwarzen Tellerchen. Man sieht im Querschnitt, dass die rote Spirale nicht bis zum Boden des Kekses reicht, sondern nur eingekerbt war.
Es stimmt, Rache ist süß. Und sie krümelt.