Es ist anstrengend, es ist schmutzig, es macht Angst

Die Rede ist natürlich vom Hot Foot Run (ehemals Strongman Run) in Köln, der am Samstag war – mein dritter Hindernislauf über die 10-Kilometer-Distanz, alle am Fühlinger See in Köln.

Vorher bin ich immer ein nervliches Wrack. Ich habe Höhenangst. Und da soll man klettern. o.o

Außerdem ist es anstrengend, den 10 Kilometer plus 20 Hindernisse – da kommt man ins Schwitzen.

Und man wird schmutzig: Mal geht es in den Schlamm, mal durchs Gras oder in den See, da wird durch Sand gerobbt. Vielleicht holt man sich an einer der Holzkonstruktionen sogar einen Splitter!

Okay, und warum mache ich das?

Zum einen – es macht riesigen Spaß. Letzten Endes ist es ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Zum anderen mag ich die Herausforderung. Wenn das Leben zu einfach ist, mache ich es mir offenbar gern selbst etwas schwieriger. Und zum dritten fühlt es sich wirklich, wirklich gut an, durchs Ziel zu kommen und etwas geschafft zu haben.

Ach ja, und die Stimmung ist wirklich toll. So viele Leute stehen am Rand und feuern einen an. So viele Leute motivieren einander auf der Strecke, helfen beim Klettern oder robben, schimpfen gemeinsam über die selbstgewählte Anstrengung – eigentlich bin ich kein Mensch für Events mit Menschen, aber gemeinsames freiwilliges Leid scheint mein Ding zu sein. Warum nur?

Anyway, die Anmeldung fürs nächste Jahr habe ich direkt losgeschickt, ehe die Vernunft wieder einsetzt. Vielleicht sind bei den Fotos, die der Mann gemacht hat, ein paar lustige dabei, die teile ich dann natürlich noch alle mit euch.

Soviel Aufriss, und das alles für ein T-Shirt und eine Holzmedaille. (^v^)

Warum macht sie das eigentlich – und warum erzählt sie mir davon?

Völlig überraschend hat mich nach dem Hindernislauf im Regen der traditionelle Rotz ereilt. Keine Sorge, diese Autorin ist stabil gebaut. Aber da ich nichts Aufregendes vom Schreiben oder aus meinem Leben erzählen kann, habe ich stattdessen überlegt: Warum mache ich das alles überhaupt? Und was kannst du daraus lernen?

In einem kargen Flur aus Beton liegen mehrere große, unregelmäßig geformte Objekte, teilweise ausgehöhlt. Die Objekte erinnern entfernt an Wirbelkörper.
Foto von Andrea De Santis, gefunden auf Unsplash.

Wenn du dir überlegen solltest, an einem Hindernislauf teilzunehmen, was würdest du als erstes tun? (Außer dir deinen Kopf untersuchen lassen, denn vernünftige Menschen kommen gar nicht erst auf solche Ideen!) Genau, du überlegst dir einen Plan. Sammelst Informationen darüber, was dich wohl erwartet. Überlegst, was du dafür alles können musst. Und das trainierst du dann.

Diese Vorgehensweise empfiehlt sich für viele Herausforderungen im Leben – auch fürs Schreiben. Aber oft sehe ich, dass Leute erwarten: „Hey, ich habe eine tolle Geschichte im Kopf. Die wird ganz bestimmt ein Bestseller, ich muss sie nur fix aufschreiben. Und schreiben kann ich seit der ersten Klasse, wie schwer kann das schon sein?“

Zuerst einmal: Eventuell hat es seit deiner Schulzeit möglicherweise eine Rechtschreibreform gegeben. Und wie fit bist du mit Satzzeichen? Genau, da fängt es schon an. Und dann gibt es natürlich einige Tricks, um aus einem Text einen guten Text zu machen. Keine Sorge, die zähle ich jetzt nicht erschöpfend auf – das Internet ist voll mit guten und schlechten Tipps, und die, die zu dir passen, musst du schon selbst raussuchen. Aber es gehört eben ÜBUNG dazu, einen guten Text zu schreiben … einen, der im Ohr bleibt, den Leute gerne lesen, bei dem sie innehalten und denken: „Wow, könnte ich das doch nur auch!“

Klar hätte Tolkien schreiben können: „Ein paar Typen mit haarigen Füßen gingen zum Schicksalsberg. Sie gingen sehr lange. Am Ende warfen sie den Ring ins Feuer.“ (Sorry, Spoiler!) Inhaltlich völlig korrekt, aber minimal weniger spannend als die Originalversion von „Herr der Ringe“, wie wir sie kennen. Und das nicht nur, weil ich ein oder zwei Details ausgelassen habe.

Gute Texte sind eine Frage des Timings, der Stilmittel, der Wortwahl. Der Erzählstruktur und des richtigen Tempos. Der Vergleiche und der Überraschung. Unter anderem. Und ich schwöre: Egal, wie gut eine schreibende Person ist, es gibt immer noch etwas, was sie dazulernen kann. Auch ich. Sogar ich! Und diese Zeit muss man sich als schreibende Person auch immer mal wieder nehmen. Übungstexte schreiben, die nur dazu da sind, dass man an ihnen wächst – ohne dass sie parallel schnell Preise gewinnen oder in den Roman wandern. Wörter nachschlagen, Synonyme und Antonyme lesen, Zeichensetzung üben. Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ein, Buch in dem – Zeichen willkürlich! gesetzt sind, lege ich schneller, wieder weg als du gucken kannst …

Und wenn man das alles regelmäßig übt und immer weiter macht und nie aufgibt, kommt man beim Schreiben des ultimativen Bestseller-Romans auch (fast) ohne Schwierigkeiten über die Hindernisse, die einem unterwegs begegnen.

Soviel zu meinen philosophischen Erkenntnissen für heute. Womit könnte man das Schreiben denn noch alles vergleichen?